Diogenes und das Gesetz der Serie
Strenge vs. Variantenreichtum
Für viele Verlage scheint sich der Begriff „Corporate Identity“ zunehmend auf ihr Logo zu beschränken. Dass es auch anders geht, beweist seit Jahrzehnten der Diogenes-Verlag. Die hier vorgestellten Gestaltungsvarianten spielen mit typografischer Vielfalt und Strenge.
Die Flexibilität der Serie
1971 erschienen im Diogenes Verlag die ersten Taschenbücher unter dem Kürzel „detebe“. Sie wurden 1974 um eine neue Reihe erweitert: die schwarz-weiß-gelbe Krimireihe. Einer der ganz großen Illustratoren und Gestalter des 20. Jahrhunderts zeichnete für deren Gestaltung verantwortlich: Tomi Ungerer. Unter den Autoren fanden sich Klassiker der Kriminal-, Grusel- und Abenteuerliteratur wie Patricia Highsmith, Raymond Chandler oder Joseph Conrad.
Die Gestaltung der Reihe ist so einfach wie genial. Sie wird von der Farbkombination Schwarz-Weiß-Gelb dominiert. Das Gelb der Sonne, des Lichts, der Heiterkeit und der Freude steht in Kontrast zum Schwarz der Nacht, der Dunkelheit, des Geheimnisumwitterten und des Bösen. Der weiße Rahmen mit seinen für Diogenes-Cover typisch abgerundeten Ecken bringt eine Brise Klarheit, Erhabenheit und Unschuld mit ins Spiel. Und dann diese wunderbare Typografie! Tomi Ungerer greift in die Schriftenbibliothek des damaligen Fotosatzes und wählt immer wieder neue und überraschende Akzidenzschriften für seine Covergestaltung aus. Jeder Autor erhält so ein typografisch eigenes Gesicht und die Schrift eines jeden Titels wird zum immer wieder wechselnden Bild. Der reihenbedingte Mittelachsensatz bildet die typografische Einheit in dieser Vielfalt. Ein kleiner weißer Kreis, der sich mithilfe einer zarten schwarzen Linie vom gelben Fond abhebt, trennt Autor und Buchtitel. Wer da ein Einschussloch sieht, kann sich getroffen fühlen.
Tomi Ungerers Illustrationen sind stets unterhalb der Typografie platziert und nehmen maximal die Hälfte des Umschlags in Anspruch. Sie verweisen als kurze Momentaufnahmen schauerlicher Ereignisse auf den jeweiligen Inhalt des Buches. Sie bebildern – im Sinne mittelalterlicher Buchmalereien – vignettenartig den Buchtitel.
Patricia Highsmith: Der Stümper, Diogenes
Georges Simenon: Die Glocken von Bicêtre, Diogenes
Raymond Chandler: Der große Schlaf, Diogenes