Matthias Koeberlin und die Fortsetzung des Jesus-Videos
Jesus reloaded – mit Verlosung
Mit „Das Jesus-Video“ begann für Matthias Koeberlin die Karriere als Hörbuchsprecher. Zwölf Jahre später hat der Schauspieler nun den zweiten Teil aufgenommen. Klappt es damit im vierten Anlauf mit dem Deutschen Hörbuchpreis? BÜCHERmagazin verlost 11-mal das Buch „Das Jesus-Video“. Weitere Informationen unter dem Artikel.
von Christian Bärmann
Drei Seiten noch, dann ist es geschafft. Nach acht Tagen im Kölner Studio von Bastei Lübbe nähern sich die Aufnahmen für das Hörbuch „Der Jesus-Deal“ dem Ende. Und dann das: Zhongguo sichou bowuguan. „Im Ernst?“, fragt Sprecher Matthias Koeberlin mit schmunzelndem Unterton und streicht sich erschöpft durch die Haare. Kurz vor dem Ziel hat Autor Andreas Eschbach in seinem neuen Roman noch eine gemeine Aussprache-Hürde eingebaut: den Namen des nationalen chinesischen Seidenmuseums. Eine harte Nuss. „Bislang habe ich nur beim Chinesen Essen bestellt“, sagt der Schauspieler zu Regisseurin Kerstin Kaiser hinter der Scheibe. Nr. 38, Huhn süßsauer. Alle lachen. Unterstützt von einer sprachkundigen Verlagsmitarbeiterin meistert Koeberlin die Herausforderung und bringt die ungekürzte Fassung von Eschbachs neuestem Thriller souverän zu Ende. Insgesamt 16 Aufnahmetage liegen hinter dem Schauspieler. Denn vor dem „Jesus-Deal“ hat der 40-Jährige noch den Vorgänger, „Das Jesus-Video“, eingelesen. Noch einmal. Zwölf Jahre nach der ersten Aufnahme, die für ihn damals gleichzeitig die Hörbuch-Feuertaufe darstellte.
Die Neuaufnahme war aus zwei Gründen notwendig geworden: zum einen wegen der erstmalig veröffentlichten ungekürzten Fassung; und zum anderen, weil sich die Stimme von Matthias Koeberlin in der Zwischenzeit verändert hat – und die Produktionen der beiden Romane akustisch aus einem Guss sein sollten. „Ja, die jahrelange Sprechererfahrung und das Nikotin haben meine Stimme über die Jahre dunkler verfärbt“, berichtet der Schauspieler schmunzelnd. Für ihn sei es auch die Chance gewesen, den ersten Teil noch einmal neu für sich zu entdecken. Außerdem habe mit dem Roman für ihn als Hörbuchsprecher ja alles begonnen. Eine runde Sache also.
Erfolgreiche Feuertaufe
Zum Hörbuch kam Koeberlin über die TV-Verfilmung von „Das Jesus-Video“, in der er 2002 die Hauptrolle spielte. Was lag da also näher, als ihn auch für die Vertonung zu besetzen? „Das hatte ich bis dahin noch nie gemacht“, berichtet der Kölner, der für seine Interpretation gleich für den Deutschen Hörbuchpreis nominiert wurde. Die schlechten Kritiken für die Verfilmung, die mit der Vorlage von Eschbach fast nichts mehr zu tun hatte, habe er besser verstehen können als die Nominierung. „Die war für mich damals total abstrakt, auch weil es mein erstes Hörbuch war“, sagt der Sprecher. Gefreut habe er sich natürlich dennoch.
Ebenso wie über die beiden weiteren Nominierungen, die Matthias Koeberlin in den Folgejahren für seine Interpretationen sammeln konnte. 2010 für „Der Himmel ist kein Ort“ und 2014 für „Todesengel“ (beide Lübbe Audio). Zum Hörbuchpreis selbst hat es noch nicht gereicht. Wird es nun nicht langsam mal Zeit? Koeberlin lacht: „Das ist bei uns zum Running Gag geworden. Beim letzten Mal war ich schon enttäuscht. Aber es gibt auch viele tolle Kollegen, die noch nie nominiert waren, das darf man nicht vergessen.“ Und dreimal auf der Anwärterliste zu stehen, sei auch schon eine Auszeichnung. Vielleicht klappt es ja 2015 mit „Der Jesus-Deal“. Ein Buch mit einer starken Prämisse: „Wenn Sie mit einer Zeitmaschine zur Kreuzigung Jesu reisen könnten – würden Sie versuchen, ihn zu retten?“ So heißt es zu Beginn der Fortsetzung, die Matthias Koeberlin allerdings überrascht hat, „weil ja eigentlich schon alles erzählt worden war.“ Das neue Buch habe aber definitiv eine Berechtigung, um noch mehr Tiefe in die ganze Geschichte hineinzubringen. Zumal es diesmal weniger um die Archäologie als die Religion gehe.
„Tatort“-Hauptrolle abgelehnt
An einer eventuellen TV-Verfilmung müsse sich aber jemand anderes versuchen, obwohl man sich mit zwölf Jahren Abstand – vor allem „für den schmalen Taler, den wir damals für die Produktion hatten“ – das „Jesus-Video“ immer noch angucken könne. Doch Koeberlin ist ausgesprochen gut im Fernsehgeschäft – und hat vor einigen Jahren sogar die Hauptrolle im Dortmunder „Tatort“ abgelehnt. Schweren Herzens, denn einen „Tatort“ sage man ja nicht so einfach ab. Aber damals habe einiges eben nicht gepasst. Auch habe er die Sorge, dass sich die Reihe mit den immer wieder neuen Ermittlern totreiten könnte. Er hoffe, dass mit dieser Institution pfleglich umgegangen werde. Zum Serienermittler hat Matthias Koeberlin es aber dennoch geschafft: Seit 2010 gibt er im ZDF Kommissar Marthaler aus den Romanen von Jan Seghers ein Gesicht. Die Hörbücher dazu wurden übrigens von seinem Kollegen Miroslav Nemec eingelesen. Bislang zumindest. „Im Oktober erscheint der neue Roman von Jan Seghers, und mir ist das Hörbuch angeboten worden“, berichtet der Schauspieler. Er würde das schon gerne machen, aber sein dichter Drehkalender könnte ihm einen Strich durch die Rechnung machen.
Was im Bezug auf Hörbücher leider häufiger passiere. Denn am liebsten würde er noch viel häufiger Romane vertonen. Der Einsamkeit in der Sprecherkabine zum Trotz. „Ja, weil ich einfach so völlig zurückgefahren werde auf meine Stimme und der meisten meiner beruflichen Mittel beraubt bin. Das hat einen unglaublichen Reiz“, erzählt Koeberlin. Er gibt zu, nach einem Aufnahmetag allerdings geschlauchter zu sein als nach einem Drehtag. Die Konzentration sei so viel größer, auch durch die vielen Charaktere, die er für die Dialoge färben müsse. „Wenn ich nach einem solchen Tag nach Hause komme, weiß meine Frau schon, dass ich heute nicht mehr viel erzählen werde.“ Für die Zhongguo-sichou-bowuguan-Anekdote dürfte es aber sicher noch gereicht haben.
Matthias Koeberlin
Nach dem Schauspielstudium an der Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“ in Babelsberg kam er über das Theater zum Fernsehen. Sein Debüt feierte er 1998 in einem „Schimanski“-Krimi, mittlerweile gehört Koeberlin zur ersten Garde der deutschen TV-Schauspieler, sein Kommissar Marthaler erfreut sich im ZDF bester Quoten. Als Hörbuchsprecher war er bereits dreimal für den Deutschen Hörbuchpreis nominiert.
Der Jesus-Deal
Bei archäologischen Ausgrabungen in Israel findet der Student Stephen Foxx in einem 2000 Jahre alten Grab die Bedienungsanleitung einer Videokamera, die erst in einigen Jahren auf den Markt kommen soll. Es gibt nur eine Erklärung: Jemand muss versucht haben, Aufnahmen von Jesus Christus zu machen! Der Tote im Grab wäre demnach ein Mann aus der Zukunft, der in die Vergangenheit reiste – und irgendwo in Israel wartet das Jesus-Video darauf, gefunden zu werden. Oder ist alles nur ein großangelegter Schwindel? Eine atemberaubende Jagd zwischen Archäologen, Vatikan, den Medien und Geheimdiensten beginnt ...
Andreas Eschbach: Das Jesus-Video
Lübbe Audio, gekürzte Lesung, 434 Min./6 CDs, 19,99 Euro
Audible, ungekürzte Lesung, 1220 Min./Download, 34,95 Euro
Andreas Eschbach: Der Jesus-Deal
Lübbe Audio, gekürzte Lesung, 442 Min./6 CDs, 19,99 Euro
Audible, ungekürzte Lesung, 1422 Min./Download, 34,95 Euro
Beide Thriller sind als Buch und Hörbuch bei Bastei Lübbe/Lübbe Audio erhältlich. BÜCHERmagazin verlost 11-mal das Buch „Das Jesus-Video“. Einfach hier mitmachen und mit ein bisschen Glück gewinnen (Teilnahmeschluss ist der 15. November 2014).