Stefan Kaminski
Der Stimmen - Morpher
In seiner Biografie steht es so nüchtern: „Kaminski ON AIR – Live- Hörspiele: Stefan Kaminski alle Rollen“. Nicht mal annähernd wird damit beschrieben, wie viel Enthusiasmus und Können dahinter steckt. hörBücher durfte bei einer Probe des Live-Hörspiels „Rheingold“ am Deutschen Theater Berlin dabei sein.
Er schreit, er lacht, er flüstert, er verzweifelt, er jubelt, er röchelt – und er wechselt seinen Gesichtsausdruck im Sekundentakt. Er ist ein positiv Verrückter, urkomisch, dramatisch, wunderbar wandelbar, ein auf der Bühne völlig Durchgeknallter. Er ist Stefan Kaminski. 33 Jahre jung, Schauspieler, Hörbuch- und Hörspielsprecher, „Stimmen-Morpher“ und auf dem besten Weg, vom Geheimtipp zu einem ganz Großen zu werden. „Mag sein, dann komm ich wieder als Feuerball und verglüh Euch, komm über Euch und verzehre Walhall“, brüllt er und die Kammer-Bühne des Deutschen Theaters Berlin erbebt in mystischer Ehrfurcht. Kaminski probt gerade „Rheingold“, den ersten Teil der Heldensage „Der Ring des Nibelungen“. Richard Wagners Oper als Live-Hörspiel – mit dem abgefahrenen Verbaljongleur in allen zwölf Rollen. Jeder Figur verleiht Kaminski Gesicht und vor allem Stimme. Er variiert die Stimmentonhöhe, Klangfarbe, setzt Dialekte und Sprachfehler ein. Kostüme oder Bühnenbild? Fehlanzeige. In Jeans und T-Shirt mit dem „Kaminski on Air“-Logo auf der Brust sitzt der Schauspieler hinter seinen drei Mikrofonen auf einem Drehstuhl und steckt all seine Leidenschaft in die Performance.
„Das, was ich hier mache, kann man an keiner Schule lernen – und ist ja auch nicht wirklich der Stimme zuträglich“, berichtet Stefan Kaminski, der sein Kapital mit Salbeitee pflegt und sich schon während der Proben für die ausverkaufte Abendveranstaltung nicht zurückhalten kann – bis der Kopf rot wird und die Adern anschwellen. „Das sind nun mal mein Herz und meine Seele. Ich kann gar nicht weniger powern“, sagt er. Sein Drehbuch für „Rheingold“ sieht aus wie ein „Brigitte-Strickmuster“, mit all den Hinweisen, die er dort vermerkt hat. Die Übersicht verliert der Berliner dennoch nicht: „Ich weiß ja, wo die Stimmen herkommen. Dummerweise alle aus meinem Hals, was sehr anstrengend ist, wenn man es übertreibt. Bei manchen Stimmen kann man darauf achten, dass man sie sich nach unten denkt“, erklärt er und zeigt auf seinen Bauch. Die Basis liege allerdings immer im Hals. „Nur das ,Opernsänger-Knödeln‘ kommt von unten“, lacht er.