Traumfabrik
Hörspiele aus Hollywood
Vor rund 70 Jahren versammelten sich in den USA allabendlich bis zu 60 Millionen Menschen vor den Radios, um einem einzigen Hörspiel zu lauschen. Darsteller waren oft berühmte Leinwandstars. Unternehmen Sie mit hörBücher eine Zeitreise in die goldene Ära der Radiounterhaltung.
Am Montag, dem 1. Juni 1936, war es endlich soweit: Die Traumfabrik aus Hollywood hatte das Radio endgültig erobert. Zwar waren die Stimmen berühmter Leinwandstars bis dahin ab und zu durchaus auch über den Äther zu hören gewesen, etwa in bunten Quiz- und Unterhaltungsshows.
Doch das, was der Filmproduzent Cecil B. DeMille an diesem Abend mehreren Millionen Zuhörern an den Radioapparaten präsentierte, war zuvor so noch nie da gewesen: die Hörspielfassung des Hollywoodfilms „Morocco“ – und zwar mit denselben Akteuren, die zuvor bereits auf der Leinwand in den entsprechenden Hauptrollen zu sehen gewesen waren: Marlene Dietrich und Clark Gable.
Neben den Millionen Radiohörern wurden auch gut 900 Zuschauer, die sich im Saal des (nach dem Sponsor „Lux Seife“ benannten) „Lux Radio Playhouse“ in Los Angeles versammelt hatten, Zeugen einer ganz besonderen Geburtsstunde des US-amerikanischen Radiohörspiels. Fortan gab sich im „Lux Radio Theater“ (so der Titel der Sendung) jeden Montagabend alles die Klinke in die Hand, was in Hollywood Rang und Namen hatte: Ingrid Bergman, Barbara Stanwyck, Lauren Bacall, Eva Gardner, Humphrey Bogart, John Wayne, Spencer Tracy – die Liste ließe sich endlos fortsetzen.
Dass neben dem Lux Radio Theater auch viele andere Radioshows und -hörspiele über traumhafte Einschaltquoten verfügten (manchmal lauschten bis zu 60 Millionen US-Amerikaner einem einzigen Hörspiel) lag nicht zuletzt an den Mitte der 1930er Jahre für viele immer noch spürbaren Folgen der wirtschaftlichen Depression. So waren die meisten Bürger einfach froh darüber, ihr mühsam verdientes Geld nicht länger für teure Theater-, Varieté- oder Kinobesuche ausgeben zu müssen.
„Das Radio sorgte allabendlich für kostenlose Unterhaltung auf höchstem Niveau“, erklärt der Rundfunkexperte Anthony Tollin. „Egal, ob Comedy, Quizshow, Krimi- oder Gruselhörspiel – für jeden Geschmack war etwas dabei.“ Die Popularität so mancher Sendung führte mitunter zu geradezu grotesken Auswüchsen.