Amerika
BILDER UND WELTEN
Informationen: , 29 €
Verlag: Reprodukt
Rezension
In diesem Band versammelt Reprodukt ausgewählte Arbeiten der Underground-Legende Robert Crumb aus den Jahren 1969 bis 1991 - 16 Kommentare zur politischen Situation der Vereinigten Staaten. Die meisten von ihnen, so "Jumpin' Jack Flash" (1971) und "Müll" (1982), sind gewaltig und differenziert wie ein Wutschrei. "Ein paar Worte über unser modernes Amerika" (1975) ist amüsante Rollenprosa, "Tiefsinnige Comics" (1969) feiner Unsinn. Die Rezeption von Literatur kann sich innerhalb weniger Jahrzehnte radikal verändern. Das wird besonders an zwei Comics deutlich: "Wenn die Nigger an die Macht kommen" und "Wenn die verdammten Juden an die Macht kommen". 1993 waren diese beiden noch als ins Unermessliche skalierte Parodien xenophober Hirngespinste des amerikanischen Establishments erkennbar. In einer Gegenwart, in der eine neue Generation rechtsradikaler Internetnutzer rassistische Konzepte gezielt so verwendet, dass man sie als Ironie verstehen kann, um sie zu normalisieren, und das mit Erfolg, sind sie das nicht mehr. Crumbs Antwort auf die Frage nach der Verantwortung des Künstlers klingt, als wäre er noch immer eine Randgestalt, ein aggressiver, sexbesessener Jugendlicher mit einem Zeichenstift, und nicht längst ein Comic-Gott. "Ich bin nur ein verrückter Künstler", erklärte er unlängst im Guardian. "Ich kann für das, was ich zeichne, nicht verantwortlich gemacht werden. Ich glaube nicht, dass ich einen schlechten Einfluss auf die Leute hatte. Ich glaube nicht, dass das so funktioniert." Er macht es sich leicht.
(ed)