Apollo 11
BILDER UND WELTEN
Informationen: , 24 €
Verlag: Knesebeck
Rezension
Neil Armstrong denkt an seine kleine Tochter Karen, die im Alter von zwei Jahren plötzlich starb. Buzz Aldrin an seinen strengen Vater, der ihn schlug, als er klein war. Mike Collins vergeht vor Angst davor, einen Fehler zu machen. Matt Fitch, Chris Baker und Michael Collins (die Namensgleichheit zwischen dem Astronauten und dem Zeichner ist rein zufällig) erzählen den Start und die Landung der ersten Mondfähre quasi in Echtzeit. Dabei gleiten sie immer wieder in die Gedanken der drei Astronauten, ihre Albträume, Tagträume, Halluzinationen. In kurzen Zwischensequenzen sehen wir Armstrongs Frau, die sich auf der Veranda eine Zigarette anzündet und in den Himmel blickt. Aldrins senilen Vater vor dem Fernseher, der seiner Pflegerin erklärt, dass er seinen Sohn, den Flieger, lieber in Vietnam gesehen hätte, als Kriegsheld. Richard Nixon, der sich darüber beklagt, dass man die Mondlandung Kennedy zuschreiben wird. Stil und Farbigkeit dieser vielschichtigen Graphic Novel erinnern an die grob gerasterten, billig gedruckten Comics der Sechzigerjahre. Traum und Wirklichkeit, Wissenschaft und Philosophie, Technik und Emotion, Komik und Tragik gehen ineinander über. Immer wieder wird die Verletzlichkeit dieser drei Menschen fern der Erde deutlich, ihre Einsamkeit. Wie ausgeliefert sie sind - dem Nichts, einander, der eigenen Psyche - und wie mutig. Ein großes Stück Erzählkunst.
(ed)