Der Garten
BILDER UND WELTEN
Informationen: , 12.9 €
Verlag: Salleck Publications
Rezension
Eine Veränderung des Lichts, eine Verschiebung des Farbspektrums ins Graublaue - mehr liegt nicht zwischen Gegenwart und Vergangenheit, zwischen einem komischen Vorfall mit dem Huhn des Nachbarn und einer tiefen, alten Schuld. Ort der Handlung ist ein Dorf in Polen, Protagonisten ein Großvater und seine Enkelin. In starken, ruhigen Bildern und fast ohne Worte erzählt Agata Bara von einer Vergangenheit, die nicht vergeht. Sie manifestiert sich in Blicken, in Gesten, im Streit mit dem Nachbarn. Im selben Garten, in dem der Großvater in den Achtzigern mit seinem Sohn und dessen Tochter Äpfel pflückt, ist in den Vierzigern ein Verbrechen geschehen. Mit seinen Kindern hat der alte Mann nie über das Ereignis gesprochen, und selbst in der Beichte findet er keine Worte dafür. Auch der Leser erfährt nie, was genau passiert ist. Bara erzählt nicht von jenem Verbrechen, sondern von der Sprachlosigkeit des Alten und ihren Auswirkungen auf seine Familie. Von Ressentiments, die Generationen überdauern. Die letzten Überlebenden des Zweiten Weltkriegs werden in wenigen Jahren tot sein.
Agata Bara wurde in Polen geboren und kam im Alter von fünf Jahren nach Deutschland. Die beiden Länder seien einander nicht nur geografisch, sondern auch kulturell sehr nah, sagt sie. Es sei immer noch wichtig, verschiedene Perspektiven der deutsch-polnischen Geschichte auszuloten. "Der Garten" ist ein stilles, entschlossenes Plädoyer für Verständigung.
(ed)Kurzbeschreibung
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