Rosalie Blum
BILDER UND WELTEN
Informationen: , 29 €
Verlag: Reprodukt
Rezension
Vincent Machot führt den Friseursalon seines verstorbenen Vaters weiter und liest seiner herzkranken Mutter jeden Wunsch von den Augen ab. Sonst passiert in seinem Leben nichts - bis er Rosalie Blum ins Gesicht blickt. Er glaubt, sie irgendwo schon einmal gesehen zu haben. Er beginnt, sie zu verfolgen, versteckt sich während der Proben ihres Kirchenchors hinter einer Säule, sitzt am Nebentisch, wenn sie sich in der Bar die Kante gibt. Doch Rosalie hat ihn längst bemerkt und setzt ihre Nichte Aude (und deren Freundinnen) auf ihn an. Aude hat, seit sie ihr Studium abgebrochen hat, sehr viel Zeit.
Camille Jourdys Aquarelle wirken auf den ersten Blick harmlos und heiter. In bunten Farben und lockeren Strichen erzählt sie von Verlorenheit und Sehnsucht. Sie kennt und versteht ihre Charaktere. Sie liebt sie. Wenn Vincents Mutter in ihrem Boudoir mit Puppen einen Autounfall ihres Sohnes inszeniert - in ihrer Wunschversion ist er danach querschnittsgelähmt und vollständig von ihr abhängig -, ist das grausam und rührend. Das bunte Chaos in Audes WG-Zimmer verrät mehr über ihre Orientierungslosigkeit und Apathie, als Worte es könnten, der mit Laub und Erde angefüllte Pool im Garten von Rosalie sagt alles, was man über Einsamkeit sagen kann. Keine von Jourdys Figuren ist harmlos, aber jede hat das Potenzial, gut für andere zu sein. Skurrile Nebenfiguren wie Audes kleinkrimineller Mitbewohner lassen vermuten, dass hier noch viele Geschichten darauf warten, erzählt zu werden. Durch Jourdys subtilen Stil entwickelt dieses Buch eine große Kraft.
(ed)Kurzbeschreibung
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