Bis wieder einer weint
ERZÄHLUNGEN UND ROMANE
Informationen: , 22 €
Verlag: Rowohlt
Rezension
Eva Sichelschmidt, im Ruhrgebiet geboren und aufgewachsen, erzählt in ihrem neuen Roman eine Familiensaga aus ihrer Heimat, in der sich Fiktion und Autobiografie die Waage halten. Die Rautenbergs sind eine Unternehmerfamilie, die Mutter früh verstorben, der Vater überfordert mit den zwei kleinen Töchtern. So übergibt er die Jüngere der Obhut der Großeltern. Nach sieben Jahren holt er sie nach Hause, für die Kleine ein großer Tag, aber nicht der Beginn einer wunderbaren Zeit. Gespickt ist dieser Roman über das Heranwachsen im Ruhrgebiet in den Siebziger- und Achtzigerjahren mit vielen Rückblenden auf das Leben der Eltern: Wilhelm, ein attraktiver Junggeselle, der auch als Dressurreiter eine gute Figur macht, und Inga, die wunderhübsche Tochter eines Arztes. Das alles ist eng verknüpft mit der Geschichte der Bundesrepublik in jenen Jahren mit umwälzenden sozialen und wirtschaftlichen Ereignissen, die vor dem Ruhrgebiet nicht haltmachen, und den Erinnerungen des Mädchens, das versucht, sich vom Diktat der Freikirche ihrer Eltern zu befreien. Der Roman dreht sich vor allem um das Erinnern, die Frage, wie stark es sich mit Einbildung oder Wunschdenken zu vermengen droht. Was prägt unser Leben? Was wollen wir mitnehmen aus der Vergangenheit, was abwerfen?
(mvs)