Das Hohe Lied
ERZÄHLUNGEN UND ROMANE
Informationen: , 25 €
Verlag: Rowohlt
Rezension
„Du bist eine freie Frau im Matriarchat und wirst das Familienleben in Übereinstimmung mit feministischen Prinzipien neu erfinden. Pam und Ginger reden ständig davon. Ein Mann ist nichts anderes als ein Joystick (…)“, mit diesen Sätzen tröstet Daniel seine Tochter Flora am Ende dieses Romanepos, der über 30 Jahre Familiengeschichte erzählt. Und es geht Nell Zink in der Tat in erster Linie um die weibliche Sicht in ihrem Roman, der in der New Yorker Punkrockszene durchstartet. Pam und Daniel gründen mit Joe, einem herzensguten Sonderling, die Band Marmalade Sky. Doch sie produzieren keine Platte, sondern ein ungeplantes Baby. Weshalb Pam fortan tagsüber als Programmiererin und Daniel nachts als Zeitarbeiter im Lektorat jobbt. Joe wird zum Babysitter, und dann doch noch zum gefeierten Popstar. Der Höhenflug dieser ungewöhnlichen Patchwork-Familie wird vom 11. September erschüttert. Nun kommen Pams Eltern ins Spiel, Flora zieht wegen der Schulausbildung nach Washington. Die New-Age-erweckte Großmutter Ginger, Pams Punkattitude und Flora, die Digital Native: Meisterhaft mäandernd und ironisch aufgeladen zeichnet Zink die Bruchlinien zwischen diesen drei Frauengenerationen, ohne sie bloßzustellen und interpretiert das Hohelied der Liebe auf ihre ganz eigene Art.
(ts)