Das Lächeln des Leguans
ERZÄHLUNGEN UND ROMANE
Informationen: , 12.9 €
Verlag: dtv - Deutscher Taschenbuch Verlag
Rezension
Der elfjährige Luc ist anders: Ein Aussenseiter mit „Tintenfischmiene“, auf den man sich lieber nicht einlassen sollte. Und doch übt er eine beinah magische Anziehungskraft auf den Ich-Erzähler aus. Bei einer erneuten Auseinandersetzung zwischen Luc und dem Schultyrannen greift der Erzähler schließlich ein. So entwickelt sich zaghaft eine Freundschaft zwischen den beiden Jungs, die mit dem „Krabbenschwur“ besiegelt wird – eine Übereinkunft, sich jederzeit in sich zurückziehen zu dürfen. Und eine Allianz, den Strand gemeinsam nach Flaschen abzusuchen.
Auf diesen Streifzügen gewähren sie sich immer tiefere Einblicke in ihr Seelenleben. Beide haben mit der Abwesenheit der Mutter und dem schwierigen Verhältnis zum Vater zu kämpfen. Mithilfe eines ausgestopften Leguans und viel Freud‘scher Traumdeutelei gelingt es ihnen, die Mutter des Ich-Erzählers aus den Fängen des Vaters zu befreien. Und auch Luc findet neue Wege, um seine Mutter aufzuspüren, die vor Jahren vom Baden nicht mehr nach Hause kam. Wunderschön zeichnet der Autor eine Welt am und unter Wasser, um sie dann aber mit einer völlig überfrachteten Bildersprache kaputt zu machen. Thériault bedient sich mal in der einen, mal in der anderen Referenzecke, trifft dabei hin und wieder ins Schwarze, häufiger noch in die Kitschkiste – und leider nur selten den Ton eines Elfjährigen.