Das Paradies meines Nachbarn
ERZÄHLUNGEN UND ROMANE
Informationen: , 20 €
Verlag: btb
Rezension
Der Iran-Irak-Krieg scheint für EuropäerInnen weit zurückzuliegen. Doch für die Menschen, die ihn überlebt haben, existieren die Traumata weiter. Ali Najjar meint, diesen Teil seiner Vergangenheit hinter sich gelassen zu haben. Er ist Designer in Deutschland und gerade Creative Director einer Agentur geworden, als ihn die Nachricht erreicht, seine Mutter habe ihm einen wichtigen Brief hinterlassen, den er in Dubai abholen müsse. Er kennt den Absender nur aus Erzählungen und will ihm nicht begegnen. Also bringt er kurzerhand Sina, seinen Angestellten, dazu, ihn zu begleiten und sich als er auszugeben. Für Sina ist die Reise eine passende Flucht aus seiner unglücklichen Ehe. Doch bald schon merkt er, dass etwas faul ist. Nava Ebrahimi lässt in ihrem Buch die drei Männer einzeln und im Wechsel zu Wort kommen, gibt ihnen Raum, ihre Gedanken, Albträume und Sehnsüchte zu äußern. Dabei schafft sie es, dass man als LeserIn vollkommen in der jeweiligen Figur aufgeht. Nimmt sie einen anfangs noch an die Hand, führt sie der Leserschaft im Laufe der Handlung das Grauen des Kriegs deutlich vor Augen und verdichtet die Bilder zu einem Gespenst, das einen noch lange verfolgt.
(aw)