Die Geschichte der Frau
ERZÄHLUNGEN UND ROMANE
Informationen: , 20 €
Verlag: Kiepenheuer & Witsch
Rezension
Wenn es ein Mann wagt, "Die Geschichte der Frau" zu schreiben, könnte das Unterfangen heikel werden. Doch weit gefehlt - erweist sich doch Feridun Zaimoglu als waschechter Frauenversteher. Im Fokus stehen dabei längst verstummte, mal echte oder fiktive Heldinnen. Darunter begegnen wir mitunter der "Antigone" des Sophokles. Obwohl ihr vom Potentaten Kreon die Bestattung ihres Bruders untersagt wird, trägt sie Polyneikes aus moralischen Gründen zu Grabe. In Zaimoglus Roman tritt sie uns neben weiteren weiblichen Kämpferinnen, von Brunhild aus dem Nibelungenlied bis hin zu den Trümmerfrauen, als eine scharfe Kritikerin des Patriarchats entgegen. Zwar muss man diesem Roman vorwerfen, dass er Männer allzu stereotypisch zeichnet. Gehaltvoll muten hingegen seine Streifzüge durch die Kulturgeschichte an, die Zaimoglu als eine Abfolge von Missbrauch und Unterwerfung liest. Als Kontrapunkt dazu leiht er in je eigenem Ton den verstorbenen Heldinnen seine Stimme, wodurch er mental die Grenzen seines (männlichen) Ich überschreitet. Möglicherweise zeigt genau diese Strategie der Annäherungen einen Ausweg aus dem erneut entfachten Geschlechterkonflikt. Einfühlen lautet also das Prinzip der Stunde, das in "Die Geschichte der Frau" zur stimmigen literarischen Praxis erhoben wird.
(hay)Kurzbeschreibung
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