Die Stunde zwischen Frau und Gitarre
ERZÄHLUNGEN UND ROMANE
Informationen: , 29.95 €
Verlag: Suhrkamp
Rezension
Dieser Roman verschlingt einen mit Haut und Haaren. Von außen betrachtet führt die 21-jährige Natalie ein recht normales Leben als Pflegerin in einem betreuten Wohnheim. Doch Natalies Innenleben ist ein ganz eigenartiger Kosmos und von dort sieht auch die Außenwelt aus wie von einem anderen Stern. Als Kind litt sie unter Epilepsie und auch ohne Grand-Mal-Anfälle überfällt sie noch oft eine aurige Stimmung. Sie sieht Worte als Farben, nimmt ihre Mahlzeiten mit dem iPhone auf, ebenso wie ihr Blow-Job-"Streunen" am Radweg. Mit einer App bastelt sie daraus beruhigende Klangteppiche. Weil ihre innere Welt so leicht aus den Fugen gerät, liebt sie alles, was weltumspannend ist wie Live-Sendungen und Stephen-King-Romane. Doch dann kollidiert Natalies Welt mit dem "Arrangement" ihres Bezugsklienten Herrn Dorm. Der misogyne Rollstuhlfahrer wird jede Woche ausgerechnet von dem Mann besucht, dessen Frau Dorm als Stalker in den Tod getrieben hat. Und während Natalie versucht herauszufinden, was dieser Chris Hollberg im Schilde führt, wird immer offensichtlicher, dass in diesem Roman kein Mensch normal ist. Und niemand es so intelligent und facettenreich versteht, den Freak in uns allen aufzuspüren wie Clemens J. Setz.
(ts)