Die Toten
ERZÄHLUNGEN UND ROMANE
Informationen: , 20 €
Verlag: Kiepenheuer & Witsch
Rezension
Das Fiktive und das Faktische, das Historische und das Hippe bilden im Werk des umtriebigen Christian Kracht seit jeher eine unauflösliche Allianz. Jetzt umkreist er beziehungsreich das Thema Film. Die Handlung spielt in den Dreißigerjahren, zum Teil in Deutschland, zum Teil in Japan, um schließlich in Hollywood zu (ver-)enden: Der Schweizer Filmregisseur Emil Nägeli reist nach Nazi-Berlin, um mit dem Propagandaminister einen Filmdeal einzutüten. Der Film soll in Japan gedreht werden, wo Nägelis deutsche Geliebte Ida sich bereits aufhält. Ida aber hat dort eine Affäre mit Nägelis japanischem Gegenstück Amakasu angefangen, eine Affäre so heiß, dass dem armen Emil nur noch bleibt, den Geschlechtsakt heimlich auf Zelluloid zu bannen, um damit Filmgeschichte zu ?schreiben. Während sich eher nebenbei dieses Liebesdreieck entfaltet, geben prominente Figuren der Filmgeschichte Cameo-Auftritte, vor allem Vertreter der sich gerade in ein Emigranten- und ein Angepassten-Segment aufspaltenden deutschen Filmszene der Dreißigerjahre. Auch Chaplin tritt auf: zum einen als er selbst, zum anderen als fiktive Figur, der für die Handlung eine geradezu fatale Rolle zukommt. Und der Tod steht sowohl am Ende als auch am Anfang des Romans, was dann irgendwie wohl auch seinen Titel rechtfertigt.
(kgr)