Picknick im Dunkeln
ERZÄHLUNGEN UND ROMANE
Informationen: , 22 €
Verlag: Hanser
Rezension
Jenseitsreisen erfreuen sich seit einigen Jahren großer Beliebtheit bei vielen deutschen Gegenwartsautoren – vielleicht, weil sich die Optimierungsgesellschaft zunehmend schwertut, über den Tod zu sprechen. Dass dies jedoch auf leichtfüßige Weise geschehen kann, dokumentiert der neue Roman des Karlsruher Schriftstellers Markus Orths. Man wird einer ungewöhnlichen Begegnung gewahr: Unversehens finden sich der Kirchenlehrer des Mittelalters Thomas von Aquin und der Komiker Stan Laurel, bekannt geworden in dem Film-Duo „Laurel und Hardy“, in einem finsteren Tunnel wieder. Während sie den Ausgang aus einer Grenzzone zwischen Erde und Himmel suchen, nehmen wir an einem philosophisch vergnüglichen Austausch über Glauben, Gott und Humor teil. Wer glaubt, der Text wäre mit seiner Grundsätzlichkeit der Zeit enthoben, der irrt. Vielmehr handelt es sich bei ihm um einen dezenten Kommentar zu einer spätmodernen Kommunikation, die zumindest in den sozialen Medien von Hass und Zorn geprägt ist. Die Protagonisten Thomas und Stan könnten unterschiedlicher nicht sein und zeigen zugleich, wie man auf Basis von Respekt und Empathie zu einer funktionierenden Gesprächskultur gelangen kann. Ein amüsantes und höchst besonnenes Buch!
(hay)