Post vom schwarzen Schaf
ERZÄHLUNGEN UND ROMANE
Informationen: , 24 €
Verlag: Aufbau Verlag
Rezension
Brigitte Reimann, die 1973 mit 39 Jahren starb, hatte in der DDR schon mit Anfang 20 als Autorin Erfolg. Daher brauchte sie nie etwas anderes zu tun, als zu schreiben und noch mehr zu schreiben. Das tat sie ihr Leben lang wie eine Besessene: Sie verfasste Erzählungen, Romane, Hörspiele, Drehbücher, schrieb ausführlich Tagebuch - und eine Unmenge von Briefen an Familie, Freundinnen und Bekannte. Der Aufbau Verlag hat nun eine Briefsammlung herausgegeben, die Brigitte Reimanns Beziehung zu ihren drei Geschwistern beleuchtet. Ihr Bruder Ludwig stand Brigitte am nächsten. Es traf sie sehr, als er in den Westen ging. Harte ideologische Auseinandersetzungen prägen die Briefe von Brigitte und Ludwig in den frühen Jahren, große geschwisterliche Innigkeit jene der letzten. Die Briefe an Ulrich und Dorothea enthalten weniger Persönliches; mit der Schwester wird aber eine Menge "Weiberkram" besprochen. Vater Reimann wiederum verfasste regelmäßig einen "Familienrundschrieb", den alle vier Kinder erhielten. - Brigitte Reimanns scheiternden Ehen, die psychischen Krisen, die Krankenhausaufenthalte, sind in diesen Dokumenten zwar präsent, werden jedoch, außer in den späten Briefen an Ludwig, von der Autorin mit Munterkeit heruntergespielt. Es ist herzzerreißend und großartig gleichermaßen.
(kgr)