Raubbau an der Seele
ERZÄHLUNGEN UND ROMANE
Informationen: , 22 €
Verlag: oekom
Rezension
Unsere Gesellschaft lebt weit über die natürlichen Grenzen von Energie und Rohstoffen hinaus. Eine solche Konsumgesellschaft überfordert auch die Psyche des Einzelnen. So lautet eine zentrale Aussage in „Raubbau an der Seele“. Die seelische Aushöhlung, um die es Wolfgang Schmidbauer geht, äußert sich unter anderem in Depressionen. Der Psychoanalytiker liefert Statistiken. So hat sich die Tagesmenge an Antidepressiva, die zwischen 2000 und 2013 hierzulande verschrieben wurde, verdreifacht. „Während früher Rückenschmerzen und Herzleiden die häufigste Ursache für Frühverrentungen in Deutschland waren, sind es inzwischen Depressionen“, so der Autor. Bereits in den 1970ern kritisierte Schmidbauer die Konsumgesellschaft. Fast ein halbes Jahrhundert später widmet er sich nun dem Leid, das diese Gesellschaft verursacht. Doch wir sollten uns nicht in einer Opferrolle sehen. Schmidbauer bewegt vielmehr zur kritischen Reflexion der Konsum- und Leistungsgesellschaft – sowie unserer eigenen Rolle darin. „In der globalisierten Konsumgesellschaft erodiert die Bereitschaft zur Selbstdisziplin“, schreibt der Autor. Wir wollen alles jetzt sofort, mögen nicht warten, uns nicht gedulden. Den Preis, wie Schmidbauer richtig zeigt, bezahlt nicht nur der Planet, sondern auch der Einzelne.
(kal)