Rosaleens Fest
ERZÄHLUNGEN UND ROMANE
Informationen: , 19.99 €
Verlag: DVA
Rezension
Anne Enrights scheut nicht vor bitteren Wahrheiten zurück. Mit brillantem Blick für die kleinen und größeren Missverständnisse und Brüche innerhalb von Familien seziert sie familiäre Dramen und Schicksale. In "Rosaleens Fest" bestimmt die greise Rosaleen noch immer über Wohl und Weh ihrer vier längst erwachsenen Kinder. Zu Beginn des Romans, der in den Achtzigerjahren spielt, zieht sie sich schmollend in ihr Bett zurück, weil ihr bildhübscher Sohn Dan Priester werden möchte und somit seiner Mutter keine Enkel gönnt. Dan wird dann doch nicht Priester und flüchtet genau wie sein jüngerer Bruder Emmett aus der Umklammerung der Mutter nach Amerika. Aber Rosaleen bleibt als übermächtiger Schatten immer Teil des Lebens ihrer Kinder, so auch der Jüngsten, Hanna, die Schauspielerin werden wollte, sich aber im Alkohol verliert, und Constance, der Ältesten, die orientierungslos durchs Leben wandelt. Anne Enright lässt jedes der Kinder zu Wort kommen, zeigt ihre Versuche, auszubrechen. Als Rosaleen ihre vier Sprösslinge zu Weihnachten zusammenruft, um in dem alten Familiensitz Ardeevin ein letztes Mal zu feiern, ehe das Haus verkauft wird, kommt es zum Eklat. Rosaleen greift zu einem starken Mittel, um ihre Kinder noch einmal in emotionale Abhängigkeit zu zwingen.
(mvs)