Schlaf der Vernunft
ERZÄHLUNGEN UND ROMANE
Informationen: , 19.99 €
Verlag: Droemer
Rezension
Wahrscheinlich gibt es keine historische Epoche, mit der sich Tanja Kinkel nicht beschäftigen würde. Nun knöpft sie sich die Rote Armee Fraktion vor, gerade weil fast alles zu dem Thema gesagt scheint - gleichwohl viele RAF-Anschläge nicht restlos aufgeklärt sind. Diese Ausgangslage ist ideal für einen Kinkel-Roman, der die Dokumente der Zeitgeschichte aufsaugt, um sie dann in Form von Dialogen oder inneren Monologen wiederzugeben. In "Schlaf der Vernunft" lernen wir mit Angelika Limacher die Tochter einer RAF-Terroristin kennen, die nach langer Haftzeit entlassen wird. Nach Jahren des Schweigens soll die Vergangenheitsbewältigung beginnen. Im Rahmen dieses Konflikts werden nun die unterschiedlichsten Positionen, die es jemals zur RAF gegeben hat, durchgespielt. Geschichte wird zu einem persönlichen Drama, das schließlich wieder zu einem mageren Geschichtssubstrat eingedampft wird. Der traurige Witz besteht darin, dass durch die schablonenhafte Zeichnung der Figuren und die hölzernen Dialoge tatsächlich viel über die gesellschaftlichen Verhältnisse in der alten Bundesrepublik erzählt wird. Es sieht so aus, als hätten die RAF-Kader, denen kein Pathos zu schmierig war, nur darauf gewartet, in einem vor Kitsch nicht zurückschreckenden Historienschinken aufzutauchen.
(co)