Von Männern, die keine Frauen haben
ERZÄHLUNGEN UND ROMANE
Informationen: , 19.99 €
Verlag: Dumont
Rezension
Nach dem ebenfalls 2014 erschienenen Roman "Die Pilgerjahre des farblosen Herrn Tazaki" hat sich Haruki Murakami für ein anderes Genre entschieden: die Erzählung. Murakamis sieben kurze Episoden sind stimmungsvolle Momentaufnahmen, machmal gespickt mit einem Hauch von Skurrilität, manchmal klassisch-realistisch gehalten, aber immer mit schöner Klarheit und Eleganz geschrieben. Jede Geschichte steht für sich, doch haben sie auch das Potenzial, an anderer Stelle fortgeführt zu werden. Da gibt es den verwitweten Schauspieler, der auf eine Chauffeurin trifft, da ist der alleinstehende Barmann aus dem Jazzclub. Nicht alles wird aufgedeckt, nicht jeder Schritt wird vom Autor beleuchtet - doch das gerade macht die hohe Kunst der Kurzgeschichte aus. Und Murakami beherrscht es, Geschichten zu erzählen, ohne alles auf den goldenen Präsentierteller zu legen. Zwar zeigt sich das Thema der Abwesenheit der Frau in jeder Geschichte anders, doch zieht sich der rote Faden der daraus entstehenden Melancholie von der ersten bis zur letzten Seite durch. Der 65-Jährige zeigt mit dieser Sammlung deutlich, warum er zu den großen Literaten der Gegenwart gehört.
(rif)