Dichterinnen & Denkerinnen
SACHBÜCHER
Informationen: , 20 €
Verlag: Reclam
Rezension
In meinem Oberstufen-Deutschbuch werden 67 Autoren ausführlich vorgestellt – und sieben Autorinnen. Als Schülerin hinterfragte ich das nicht. Vielleicht hatten Frauen einfach nicht so viel geschrieben damals. Die Literaturkritikerin und Deutschlehrerin Katharina Herrmann beweist in diesem Buch: Sie schrieben doch, meistens unter widrigen Umständen. Schriften von Frauen erreichten schon im 18. Jahrhundert hohe Auflagenzahlen. Von der Literaturkritik wurden sie, wenn überhaupt, als „nützliche Unterhaltung“ gelobt, in der Literaturgeschichtsschreibung bequem vergessen. Die Autorin stellt 20 Dichterinnen und Denkerinnen vor, aus jeder Epoche der Literaturgeschichte seit Gotttscheds Theaterreform mindestens eine. Die Porträts sind in sich geschlossen und „lesen sich so weg“, es ist nahezu unmöglich, nach nur einem aufzuhören. Im Ganzen ergeben sie eine konzentrierte Geschichte des weiblichen Schreibens in deutscher Sprache mit vielen interessanten Ausgangspunkten für eigene Recherchen. Wer deutschsprachige Literatur liebt, sollte dieses Buch besitzen. Und verschenken. An alle, die im Deutschunterricht jede Zeile Goethes, aber kein Werk einer Autorin analysieren mussten.
(ed)