Rezension
Im Jahr 2001 ist Rachel Cusks autobiografisches Essay „Lebenswerk“ bereits in Großbritannien erschienen – und hat einen Aufruhr ausgelöst: Dass eine Frau derart schonungslos über Mutterschaft schreibt, über die widerstreitenden Gefühle, die Einsamkeit, die Verlorenheit, hat große Teile der Öffentlichkeit empört. Schonungslos beschreibt sie ihre Verlorenheit und Erschöpfung, wenn das Baby Koliken hat oder ständig weint. Es ist eine ehrliche persönliche Analyse, durchzogen von Rückgriffen auf literarische Darstellungen von Muttersein und Familie. Unverstellt hinterfragt Cusk die herkömmlichen Stationen einer weiblichen Biografie – und weigert sich, in die gängige Narration der wunschlos glücklichen Mutter einzustimmen. Aus heutiger Sicht erscheint es fast unvorstellbar, dass dieses Buch ein Skandal war und sie zu einer Persona non grata in der britischen Presse gemacht hat, dazu sind ihre Beobachtungen mittlerweile von anderen Autorinnen unterstützt und ergänzt worden. Sie hat den Weg bereitet. Deshalb ist dieses Buch ein wichtiges Werk – für das
Schreiben über Mutterschaft, aber auch die Entwicklung der Schriftstellerin Rachel Cusk. Denn aus dem autobiografischen Ich dieses Buchs wurde der indirekte Stil ihrer Romane.
Lebenswerk“ ist ein wichtiges Buch über Kreativität, Mutterschaft und den Rückgriff auf Literatur.