Nachts sind das Tiere
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Informationen: , 22.95 €
Verlag: Schöffling & Co.
Rezension
Juli Zeh verweigert sich ihrer Einsortierung in die herkömmlichen Schemata politischen Denkens: Ihre Positionen sind in ihrer Gesamtheit weder "links" noch "rechts", und vieles, was heute als konservativ, also bewahrend gelten kann, etwa der Schutz unserer Daten, wird gerade von den Konservativen nicht vertreten. "Wahrscheinlich bin ich ein radikaler Individualist", erklärt sie. Das ist gut: Juli Zehs Positionen entstehen nicht aus Reflexen, sondern aus ihrem juristisch geschulten Denken, sie hat Argumente. "Nachts sind das Tiere" enthält 40 Reden und Essays aus den letzten neun Jahren, chronologisch geordnet. Die heftige, aber diffuse Empörung über Günter Grass' SS-Vergangenheit nimmt sie ebenso auseinander wie die Causa Kachelmann, hinter der sie einen verschleppten Geschlechterkonflikt erkennt. Immer wieder geht es um den Unterschied zwischen realer und gefühlter Konjunktur, realer und gefühlter Sicherheit. Zehs großes Thema ist die Freiheit, die nicht kompromittiert werden darf - weder zur "Kostenkontrolle" (Ulla Schmidt, SPD) noch zum "Schutz vor Terrorismus" (Wolfgang Schäuble, CDU). Juli Zehs Rationalität ist Balsam, manche Formulierungen sind es nicht. Wann immer die Autorin zwecks Anschaulichkeit fiktive Diskussionspartner einführt, bedient sie Klischees, die längst überwunden sind.
(ed)Kurzbeschreibung
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