Der moderne Nazi trägt weder Glatze noch Springerstiefel. Das ist die Quintessenz des Buches, die sowohl wörtlich als auch im übertragenen Sinn gilt. Denn Rechtsextremismus gestaltet sich heute anders als noch vor wenigen Jahren.
Die rechte Jugendszene, allen voran die Autonomen Nationalisten, bedient sich der Ästhetik anderer Jugendkulturen und definiert sie zu ihren Zwecken um. Sie agiert autonom und greift zu radikalen Mitteln. Auf der anderen Seite des rechten Spektrums stehen Populisten à la Sarrazin, die rassistische Argumentationsmuster beinahe salonfähig machen. Ein sorgfältig recherchierter Expertenbericht.
(aj)
Die extreme Rechte wandelt – und radikalisiert sich:
Trotz des Auffliegens der »NSU«-Terrorzelle wird die Gefahr weiter unterschätzt: Die extreme Rechte in Deutschland hat sich in den letzten Jahren zugleich radikalisiert und verbürgerlicht – und die emsige Verbotsdiskussion um die NPD lenkt die Aufmerksamkeit in die falsche Richtung. Mit den »Autonomen Nationalisten« (AN) ist eine junge und äußerst gewaltbereite Neonazi-Strömung entstanden. Sie kopiert den popkulturellen Stil der Linksautonomen und bietet Action, wirkt anziehend auf Jugendliche. Dazu trägt auch die rechte Musikszene bei. Anhänger der AN sind mehrfach mit Vorbereitungen zu Terroranschlägen aufgeflogen. Am gemäßigten Rand der Szene erstarkten die Rechtspopulisten. Gruppen wie »Pro Deutschland« und »Die Freiheit« versuchen mit islamophoben Inhalten an nationalkonservative und bürgerliche Positionen anzuknüpfen – und »die Partei zum Sarrazin-Buch« zu werden. Zwischen diesen Polen wird die früher dominierende NPD womöglich zerrieben.
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