Tod in der Bibliothek
THRILLER UND KRIMIS
Informationen: , 10 €
Verlag: Kiepenheuer & Witsch
Rezension
Der Titel erinnert an Cluedo, und dies setzt sich in den Figuren fort, von denen selbst Inspector Strafford den Eindruck hat, „sie spielten eine Rolle in einem Theaterstück“. Strafford seinerseits ist so empathisch wie Sherlock Holmes, aber ohne dessen Charisma, wenngleich sympathisch. 1957: In der irischen Provinz wird ein katholischer Priester in einem Herrenhaus voll Protestanten ermordet und kastriert. Infrage für die Tat kommen der joviale Colonel Osborne oder sein Sohn in kariertem Tweed, die zarte Dame des schlecht geheizten Anwesens oder die frivole Tochter und ein paar ähnlich klischeehafte Gestalten. Strafford, der niemandem zu nahetreten mag, bekommt den Eindruck, dass Father Harkins nicht so beliebt war, wie man ihm weismachen will. Das Pseudonym des Autors ist Programm, er hält sich an keinerlei Regeln. Mögliche Spannungsbögen werden ignoriert, Perspektivwechsel eingeschoben, darunter bedrückende Sexszenen, und die Lösung des Falls ergibt sich eher nebenbei. Der anonyme Autor, verschiedene Indizien weisen auf John Banville, schreibt intensiv, experimentiert aber zu viel und gleichzeitig unmotiviert mit klassischen Hülsen eines überlebten Krimiduktus.
(md)