The Chopin Manuscript
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Gelesen von Alfred Molina
Informationen: ungekürzte Lesung, 424 Minuten, 19.95 €
Verlag: audible.de
Rezension
15 gestandene Krimiautoren waren an diesem bemerkenswerten - weil ausschließlich als Hörbuchs konzipiertem - Projekt beteiligt. Jeffery Deaver verfasste das erste Kapitel, reichte den Stab an David Hewson weiter, der an James Grady, und so weiter. Das Finale übernahm wieder Deaver. Jeder der Autoren, so erfährt man in dem Interview im Anschluss an das Hörbuch, hatte diebischen Spaß, neue Aspekte hinzuzufügen, mit dem der folgende Kollege zurecht kommen musste.
Das Spannende an diesem Patchwork-Krimi um ein hochbrisantes, unbekanntes Chopin-Manuskript - in dem ein Code versteckt ist, der 100.000 Menschen das Leben kosten kann -, ist es herausfinden, wie der jeweils nächste Autor die Geschichte weiterspinnt. Jeder setzt eine Duftmarke und schließt sein Kapitel mit einem "Cliffhanger" ab. Leider verwirrt die Menge der hinzugefügten Charaktere enorm, was zu Lasten der Dramatik und der Zeichnung der Figuren führt. Weder fühlt man mit ihnen mit, noch wird man wirklich überrascht.
Molinas hervorragende Lesung eint die unterschiedlichen Schreibstile. Der britische Hollywoodstar glättet durch seine vielstimmige und akzentreiche Darstellung des umfangreichen Personals (aus Polen, Italien, Serbien und den USA) die Unebenheiten aus und macht aus der eher spannungsarmen Handlung ein unterhaltsames Hörvergnügen.
Re: The Chopin Manuscript
Experiment misslungen - Plot tot
Manche Hörbücher sind eine Geduldsprobe, andere gähnend langweilig und wieder andere unfreiwillig komisch. Das 'Chopin-Manuskript' vereinigt alle diese Eigenschaften in mustergültiger Weise. 15 zu Recht unbekannte Thrillerautoren haben sich also zusammengefunden und eine absonderliche Geschichte mit etwa 20 handelnden Personen so lange durchgerührt, bis alle Logik, Spannung und Originalität endgültig abhanden kam. Dann bläht ein berechnender Marketingapparat die stilistische Meterware mit ein bisschen heisser Luft auf - und jupheidi, ein 'Bestseller' ist geboren. Es gibt auch Erfreuliches über das Buch zu berichten: Der Sprecher ist gut und 95% der handelnden Personen segnen im Laufe der Story das Zeitliche. Offenbar hat es den 15 Autoren gefallen, die geistigen Kinder der Konkurrenz im jeweils eigenen Kapitel blutrünstig und detailverliebt hinzumeucheln. Zu keinem Zeitpunkt sind die Motive der Protagonisten nachvollziehbar, der 'Deus ex Machina' ist mehr als einmal die Notlösung, wenn die Geschichte wieder mal auf Abwege geraten ist, und nur mit Mühe gelingt es in einem ziemlich absurden Finale, die vielen losen Enden wieder miteinander zu verknüpfen. Mitgefühl oder sogar Mitleid stellt sich zu keinem Zeitpunkt ein, da können die klischeehaften Figuren noch so sehr gefoltert werden. Das ganze Machwerk wirkt eher wie aus einem Volkshochschulkurs 'Kreatives Schreiben' entsprungen. Das einzige, was mir wirklich Spass bereitet hat, ist aus diesen zwischen zwei (virtuellen) Buchdeckeln gesammelten Steilvorlagen einen sauberen Verriss gemacht zu haben.
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