Der Flieger

 1.000 Gräber ausheben und umbetten! Und das auch noch ohne technische Hilfsmittel! Das kommt für den orthodox-reformierten Grabmacher gar nicht in Tüte. Zumal es die Ruhestätten der katholischen Nachbargemeinde sind. Ha er doch schon genug Sorgen mit seinem Sohn, der seine Nase den ganzen Tag in Bücher steckt, anstatt etwas „Vernünftiges“ mit der Freizeit anzufangen. Und mit der Auslegung der heiligen Schrift scheinen es einige Mitbürger nicht mehr so genau, andere dafür aber viel zu überzogen genau zu nehmen. 

Die Geschichte des niederländischen Grabmachers entwickelt sich nur sehr langsam, fast genüsslich und mit einigen Nebensträngen. Sprecher Frank Arnold jedoch lässt sich davon nicht beeindrucken. Seine Stimmungs- und Stimmenwechsel geben den Figuren und Orten gleich von Beginn an Charakter. Vor allem der Totengräber und sein Sohn, der aus der Ich-Perspektive erzählt, entwickeln sich dabei zu Sympathieträgern. Auch das Augenzwinkern mancher theologischer Diskussion – etwa warum katholische Gotteshäuser immer gegenüber der Dorfkneipe stehen – trifft Arnold mit jedem Ton.

Ein kleines Manko: Obwohl das Hörbuch eine gekürzte Fassung des Romans ist, lässt bei den längeren spirituellen Passagen über Schuld und Vergebung die Konzentration beim Hören nach. Das vermag selbst Arnolds wunderbare Lesung nicht zu verhindern.

(ay)

Die katholische Gemeinde hat ein Problem: Der Friedhof muß verlegt und über 1000 Gräber ausgehoben werden. Wer kommt dafür besser in Frage als der Grabmacher der benachbarten orthodox-reformierten Kirche? Doch der sieht gar nicht ein, katholische Gebeine auszubuddeln, noch dazu per Hand! Mit ironischem Blick beschreibt der Sohn des Totengräbers die Ereignisse in der streitbaren Gemeinde.