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Die Liebe zur Zeit des Mahlstädter Kindes

Clemens J. Setz

Die Liebe zur Zeit des Mahlstädter Kindes

ERZÄHLUNGEN UND ROMANE

Gelesen von Matthias Brandt

Informationen: gekürzte Lesung, 259 Minuten, 3 CDs, 19.8 €

Verlag: Griot

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Rezension

Ein Hörbuch, das Neues entstehen lässt, ist ein Glücksfall. Wie diese Produktion mit Geschichten von Setz, der 2011 den Preis der Leipziger Buchmesse gewann. Der Autor überrascht mit ungewohnten Metaphern, die die bedrückende Stimmung seiner Texte noch verstärken. Ob auf einem fernen Planeten oder im Waggon eines Riesenrads – immer geht es um Menschen, die in sich selbst gefangen sind. Setz‘ unglückliche Protagonisten eignen sich nicht zur Identifikation. Dennoch erzeugen die Geschichten einen Sog, der in die Handlung hineinzieht. Ehe man sich versieht, folgt man gebannt und wartet unwillkürlich auf die Pointe. Vergeblich. Stattdessen endet Setz meist mit einer überraschenden Wendung, die den Hörer mit mehr Fragen als Antworten zurücklässt und zum Weiterdenken auffordert.

Brandts Stimme ist wie ein Instrument, das die Geschichten in ihrer Mehrdeutigkeit zum Klingen bringt. Sorgfältig arbeitet er Nuancen und Stimmungen jeder einzelnen Passage heraus. Carsten Danes musikalische Impressionen schmiegen sich an die gesprochene Sprache und verstärken die Atmosphäre der Geschichten.

(akm)

Kurzbeschreibung

Eines Tages ist es da. Steht am Ende einer Sackgasse mitten in der Stadt. Es ist ein großes Kind. Den Blick hält es demütig zu Boden gesenkt, seine Haut ist rissig. Tagsüber versammeln sich die Bewohner der Stadt um dieses Kind, veranstalten Kundgebungen und Konzerte. Nachts schlagen sie auf es ein, mit Fäusten, Stöcken und Ketten – auf die Skulptur aus weichem, niemals trocknendem Lehm, auf das Mahlstädter Kind. Der Künstler hat es ihnen zur Vollendung überlassen, hat ihnen die Aufgabe übertragen, es „in die allgemein als vollkommen empfundene Form eines Kindes zu bringen“. Zuerst treibt die Kunstbegeisterung die Bewohner der Stadt, dann kommen sie als Pilger ihrer Wut, verlieren prügelnd die Kontrolle über sich und beinahe auch ihren Verstand. Nach den beiden von der Kritik bejubelten und mit Preisen ausgezeichneten Romanen Söhne und Planeten und Die Frequenzen legt der österreichische Autor Clemens J. Setz nun einen Band mit Erzählungen vor. Es sind Geschichten gespickt mit grotesken Ideen und subtilem Horror, voller gewalttätiger Momente und zärtlicher Gesten. Wie in den Romanen präsentiert sich Setz auch in der kurzen Form als scharfer Beobachter der menschlichen Natur und einfühlsamer, geradezu liebevoller Porträtist ihrer Eigenarten. »Setz, der scharfe Beobachter der menschlichen Natur und ihr liebevoller Porträtist, findet im Schauspieler Mathias Brandt den idealen Mitwirkenden bei der akustischen Inszenierung seiner Texte. Beeindruckend.« – BR 2 »Da wagt einer das radikale Gegenprogramm zur hübsch verkasteten Literaturwerkstättenliteratur, bricht dunkle Lieder pfeifend aus den literarischen Reihenhaussiedlungen aus.« – Elmar Krekeler, Die Welt »Clemens J. Setz‘ achtzehn Geschichten kommen scheinbar harmlos daher, im Gewand einer Alltäglichkeit, die jeder zu kennen meint, und entwickeln dann eine Brutalität und eine Grausamkeit, auf die man jedes Mal von Neuem nicht gefasst ist. Dabei macht Setz etwas, das man sehr selten findet in der jungen deutschen Literatur. Er schreibt in aller Direktheit über Körper und Sex.« – Julia Encke, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung »Diese Radikalität einer beinahe luftdicht abgepackten Verzweiflung gab es in der Literatur zuletzt in den Jahrzehnten, bevor Setz geboren wurde. Sie steckte in den Beckettschen Mülltonnen und den letzten Erzählungen und Stücken des alten Max Frisch.« – Iris Radisch, Die Zeit »Wenn Sex und Gewalt in dieser Form auch bislang nicht das Lieblingsthema der deutschen Literatur waren, so räumt Setz ihnen mit seinem neuen Buch einen gebührenden Platz ein.« – Tobias Lehmkuhl, Cicero März 2011 »Feine Beziehungsgeflechte, die die eigenen Rezeptoren 'kitzeln'.« – Nico Steckelberg, Der Hoerspiegel Dezember 2011


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