Divisadero

Anna, Claire und Coop wachsen - obwohl nicht verwandt -  auf einer kleinen Farm im Kalifornien der 70er auf. Als aus den vermeintlichen Geschwistern Anna und Coop ein Liebespaar wird und Annas Vater Coop deswegen fast totschlägt, bricht die Idylle der drei auseinander und treibt sie nach Frankreich, in die Spielcasinos von Las Vegas und nach San Francisco, ohne dass sie jemals wirklich voneinander loslassen.

Michael Ondaatje bleibt ein Menschenflüsterer, jemand, der beinahe Hautkontakt zuseinen Protagonisten hält. Wer einmal "Der Englische Patient" (unsagbar zärtlich gelesen vom englischen Patienten Ralph Fiennes) oder "Anils Geist", das Bürgerkriegsdrama aus Ondaatjes zweiter Heimat Sri Lanka, im Original hören durfte, kann ein verträumtes Lied davon singen. Mit "Divisadero" muss man sich etwas umstellen. Das liegt in erster Linie daran, dass dieses Buch weiter ausholt als seine Vorgänger, ohne jedoch an Intimität zu verlieren.

Andererseits meistert Imogen Kogge diesen Erzählkosmos aus Mädchen, Männer und Frauen nur bedingt. Sie überzeugt, wenn sie den Protagonistinnen in ihr tiefstes Inneres folgt. Begleitet sie die Männer, wirkt ihre Stimme etwas kraftlos, fast ein wenig heiser. Dieses Hörbuch braucht Zeit und Aufmerksamkeit, wird diesen Aufwand jedoch auf Heller und Pfennig zurückzahlen.

(ds)

Die junge Liebe zwischen Anna und Coop nimmt ein gewaltsames Ende, als Annas Vater sie entdeckt. Auf verschlungenen Wegen gehen die Getrennten fortan durchs Leben: Coop betäubt seinen Lebensschmerz in den Spielhöllen von Las Vegas beim Poker. Seine an Übersinnlichkeit grenzende Begabung macht ihn zu einem der gefürchtetsten Spieler der Szene. Anna flüchtet nach Südfrankreich, wo sie sich völlig der Arbeit an einer Künstlerbiographie hingibt. Michael Ondaatje führt uns mitten hinein in einen Strudel aus Leidenschaft, Verlust und Vergangenheitsbewältigung. „Voller Metaphern ist dieser faszinierende Roman, der vielleicht doch eher ein Gedicht ist, voller Bilder und Motive, die ein Netz bilden und „Divisadero“ erst zusammenhalten. “ Die Welt „Ein sonderbares, eigenwilliges, bilderreiches, widerständiges, ein wunderschönes Buch, eine Liebesgeschichte, nein, viele Liebesgeschichten in einer, die Geschichte einer Selbstfindung, der Erschaffung einer eigenen Geschichte, einer Lebensgeschichte, die Geschichte einer tiefen Verletzung. Es sind Versehrte, die in diesem Buch aufeinandertreffen und voneinander loskommen, in eine andere Welt hinein. Lebensverletzte, wie in jedem Buch Michael Ondaatjes, Versehrte, die nach Heilung suchen, in der Kunst, im Erzählen. Menschen, durch deren Leben ein Riss gegangen ist, durch einen Zufall, eine Liebe.“ Frankfurter Allgemeine Zeitung