Frühling und so
ERZÄHLUNGEN UND ROMANE
Gelesen von Rebecca Martin
Informationen: Lesung, 156 Minuten, 3 CDs, 14.9 €
Verlag: Schwarzkopf & Schwarzkopf
Rezension
„Ich bin Honig“, sagt Raquel, wenn sie von gutem Sex spricht. Vielleicht spricht auch Rebecca Martin. Es ist schwer, sie auseinanderzuhalten, die Autorin und ihre Protagonistin. Sie sind beide siebzehn, achtzehn. Das klingt viel jünger, als es ist. Beide sind klug, mutig und sehr lebendig, beide leben in Berlin. Raquel geht zur Schule, arbeitet mal mehr, mal weniger erfolgreich an ihrer Schauspielkarriere und geht abends feiern.
„Frühling und so“ sei ein „Mädchensexbuch“, hieß es im Feuilleton. Raquel berichtet sehr direkt davon, wie sie mal cool, mal verzweifelt einen nach dem anderen mitnimmt und doch nur Nähe sucht. Aber pornographisch ist das nicht, nur ehrlich. Martins Stil ist noch unausgereift und entwickelt sich in alle Richtungen gleichzeitig. Sachlichkeit neben Selbstironie neben naiver Sentimentalität neben billigem Glitzer. „Küss mich, Frühling!“, sagt Raquel, und dann: „Ich wäre so gerne nicht kitschig.“ Anstrengend sind die banalen Alibi-Gespräche, die Raquel mit ihrem Nachbarn Julian führt, in den sie heimlich verliebt ist. Rebecca Martin liest so vor sich hin, es klingt wie ein Selbstgespräch. Es klingt genau richtig. Ihre Stimme ist zart und zugleich tief und rau. Raquel kommt einem sehr nahe, wenn man Rebecca zuhört. Vielleicht, weil sie einander so ähnlich scheinen.