Gefängnis
ERZÄHLUNGEN UND ROMANE
Gelesen von Cathlen Gawlich, Inka Löwendorf
Informationen: ungekürzte Lesung, 277 Minuten, 15.9 €
Verlag: speak low
Rezension
Was für ein Leben! Emmy Hennings, geboren 1885, war Wanderschauspielerin, Sängerin und Autorin, schlug sich zeitweise mit Hausieren und Sexarbeit durch und begründete mit Hugo Ball und anderen den Dadaismus. 1914 saß sie wegen Diebstahls einige Wochen lang in München im Gefängnis – diese Erfahrung hat sie immer wieder literarisch verarbeitet. Hennings’ Ton scheint manchmal fast kindlich, ihre Erzählung auf den Alltag, auf das Persönliche konzentriert. Gleichzeitig analysiert sie glasklar die soziale Ungerechtigkeit des Kaiserreichs. Das ist unglaublich lässig und sehr gut. „Man nehme das schutzloseste Geschöpf: ein Straßenmädchen. Wenn es verboten ist, sich Liebesstunden bezahlen zu lassen, muss es verboten werden, Liebesstunden zu kaufen (…).“ Die meisten Frauen, die Hennings voller Empathie und mit großer Präzision beschreibt, sind bitterarm. Einige gehen in der Haft zugrunde, andere überleben mit Witz und Klugheit und kümmern sich um ihre Mitgefangenen. Inka Löwendorf glänzt, indem sie jeder der Frauen eine Stimme verleiht. Cathleen Gawlich liest das exzellente Nachwort von Christa Baumberger, in dem sie den Roman biografisch und historisch einordnet.
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