Isola

Selten habe ich ein Jugend-Hörbuch so verschlungen. Es ist fesselnd, spannend, blendend konstruiert, bildhaft und einfühlsam geschrieben sowie mit einem überraschenden Ende versehen. Isabel Abedi zeichnet in ihrem Thriller, eine intelligente Mischung aus "Big Brother" und "Lost", realistische Figuren, die Emotionen beim Hörer wecken. All das getragen von zwei hervorragenden Sprechern.

Vor allem Jessica Schwarz überzeugt. Sie trägt die Geschichte von zwölf Jugendlichen, die drei Wochen als Darsteller eines Films auf eine einsame brasilianische Insel geschickt und dort permanent von versteckten Kameras überwacht werden, aus Sicht der Ich-Erzählerin Vera intensiv vor. Sie stellt die verschiedenen Charaktere mit ihrer Stimme heraus und fängt den Stimmungswandel aller Beteiligten - aus dem angeblichen Traumlos wird ein blutiger Albtraum - hervorragend ein. Gleich ob Euphorie, Bosheit, Leidenschaft, Hysterie oder Verzweiflung: Die Schauspielerin trifft den Ton und liefert an der Stelle, an der die Teilnehmer ihre eigene "Vorstellung" sehen, ein kleines Meisterstück ab.

Andreas Fröhlich hat weitaus weniger Text, spricht den Manipulator hinter den Kameras fast im Flüsterton und schafft so eine beklemmende Atmosphäre. Die Zwischenmusik des Brasilianers Eduardo Mecado sorgt für Lokalkolorit, wirkt aber manchmal als Spannungsbremse. 

(bär)

Sie sind zu zwölft und sie haben das große Los gezogen. Drei Wochen allein auf einer einsamen Insel vor Rio de Janeiro – als Darsteller eines Films, bei dem nur sie allein die Handlung bestimmen – bei dem nur sie selbst wissen, was Wahrheit ist und was Lüge. Doch dann wird das paradiesische Idyll für jeden von ihnen zu einer ganz persönlichen Hölle. Und am Ende müssen die Jugendlichen erkennen, dass die Lösung tief in ihnen selbst liegt.