Tintenherz

Der Buchbinder Mo hat die besondere Gabe, als „Zauberzunge“ Menschen und Dinge durch Vorlesen aus Büchern in die reale Welt herauszulesen. Doch die Gabe ist auch ein Fluch: Vor Jahren hatte Mo unter anderem den Schurken Capricorn aus einem Buch namens „Tintenherz“ herausgelesen – und seine Frau Resa an die Welt dieses Romans verloren. Um Resa zu retten, sucht er nach dem letzten Exemplar des seltenen Buches. Doch auch Capricorn ist hinter dem Buch her und Mos Tochter Meggie, die dessen Gabe geerbt hat, in seine Gewalt …

Natürlich kann das Hörspiel mit der Tonspur des im Dezember gestarteten Films der grandiosen Lesung von Rainer Strecker (erschienen bei Jumbo) nicht das Wasser reichen – aber das hieße Äpfel mit Birnen vergleichen. Denn wo Strecker 16 Stunden lang Zeit hat, Cornelia Funkes fantasievolle „Tintenwelt“ zum Leben zu erwecken, reduziert die Hollywood-Adaption die Handlung auf 106 Minuten (übrigens: das Filmhörspiel ist 135 Minuten lang!). Den Erzählfaden hält Fred Maire souverän in der Hand. Der 76-Jährige ist mit seiner „Märchenonkel-Stimme“ eine wunderbare Wahl.

Wer also nicht die Muße für Streckers Hör-Epos hat, dem bietet dieses Hörspiel ein makellos inszeniertes Fantasy-Abenteuer und einen ordentlichen Einstieg in die „Tintenwelt“. Wer das „Original“ will, kommt an der Lesung nicht vorbei.