Traumnovelle
KLASSIKER
Gelesen von Matthias Schweighöfer
Informationen: Lesung, 167 Minuten, 3 CDs, 15.99 €
Verlag: Deutsche Grammophon
Rezension
Wie heimatlos fühlt sich Fridolin seit dem Gespräch mit seiner Frau Albertine, und „rückt immer weiter fort aus dem gewohnten Bezirk seines Daseins in irgendeine andere, entfernte Welt“. Er taumelt ziellos durch die Nacht, lässt sich von erotischen Abenteuern in den Bann ziehen und entwickelt ein „ungestilltes, quälendes Verlangen nach dem nackten Frauenleib“ einer unbekannten Dame. Seiner Frau geht es mit ihren Fantasien ähnlich. Wie in einem Rausch verwischen bei beiden die Grenzen zwischen erotischem Traum und Wirklichkeit, denn „keine Traum ist ganz Traum“ wie die Protagonisten am Ende der Novelle feststellen müssen.
Matthias Schweighöfer hat das Glück – und auch das Können – sich für seine Interpretationen literarische Vorlagen auszusuchen, die ihm auf den Leib geschrieben zu sein scheinen. Auch wenn man zunächst Tom Cruise als Hauptdarsteller von „Eyes wide shut“, zu dem Schnitzlers Werk als Vorlage diente, vor Augen hat, gelingt es Schweighöfer, der Figur des Fridolin ein ganz neues Gesicht zu geben. Ein viel passenderes. Seine Sprachmelodie folgt dem Rausch Fridolins: Matthias Schweighöfers Stimme schwingt, verliert sich im Dunkel, ist euphorisiert ob der erotischen Begierde, formt geradezu sprachliche Sinnlichkeit und lässt den Hörer ganz an den wirklichen und den geträumten Abenteuern teilhaben.
(hank)