Verbrechen und Strafe
KLASSIKER
Gelesen von Sylvester Groth
Informationen: ungekürzte Lesung, 1486 Minuten, 21 CDs, 145 €
Verlag: Hörkultur
Rezension
Den wirklich guten Sprecher erkennt man über die lange Distanz. Seine Leistung verpufft nicht nach der zweiten oder dritten Stunde Lesens. Er hält das Tempo, wird nie zu schnell und zu langsam, stets bewahrt er sich den nötigen Atem, um allen Figuren Leben und Unterscheidbarkeit einzuhauchen. Mit der Lesung von Dostojewskijs großartigem Roman (neu übersetzt von Swetlana Geier) erhebt Sylvester Groth Anspruch auf einen festen Platz in der ersten Reihe deutscher Sprecher.
Es ist nicht "die deutsche Stimme von...", die man hört. Groth liest wie Groth und zugleich ausgesprochen facettenreich. Seine Stimme lenkt nicht ab, sie führt hin zu den seelischen Abgründen des Rodion Raskolnikow, des Mörders aus Prinzip, leuchtet sie aus. Groth verleiht Raskolnikow mal einen grausamen, mal einen mitfühlenden, mal einen verwirrten, mal einen traurigen Tonfall. Eine Vielfältigkeit, die er jeder von Dostojewskijs Figuren angedeihen lässt - und 21 CDs lang durchhält.
Regisseur Walter Adler dürfte an dieser starken Leseleistung einen wesentlichen Anteil und dafür gesorgt haben, dass Groth sich nie im Stoff verliert, verzettelt oder im Ton vergreift. Ausgezeichnet, weil wirklich informativ und mit Hintergründen aufwartend, das Booklet. Einziges Manko der in jeder Hinsicht hochwertigen CD-Box: der sparsame Umgang mit Tracks.
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