Innerhalb von knapp 80 Minuten die Kulturgeschichte Israels vom Biblischen Zeitalter bis zur Gegenwart darzustellen, ist ein gewagtes Unterfangen. "Israel hören" beginnt mit der Sintflut. Corinna Hesse verknüpft die wechselhafte Geschichte des Landes Kanaan - die Herrschaft der Könige David und Salomon, die Eroberung des Landes durch verschiedenste Völker bis hin zur Entstehung der zionistischen Bewegung im 19. Jahrhundert und der Gründung des heutigen Staates Israel - mit der Entstehung der monotheistischen Weltreligionen und der Entwicklung der jüdischen Philosophie.
Trotzdem entsteht nie der Eindruck von Hast. Das liegt nicht zuletzt an Rolf Beckers sonorer Stimme und seiner ruhigen, prägnanten Lesung. Der Tonfall des Sprechers ist getragen, das Tempo des Hörbuchs gleicht einem würdevollen Schreiten. Musikzitate - Psalmengesänge und Klänge historischer Instrumente - verleihen den kulturhistorische Daten und Fakten Leben. Eine ausführliche Zeittafel und zahlreiche historische Abbildungen im Booklet erleichtern das Verständnis zusätzlich. Nur die Zitate aus dem Gilgamesch-Epos und den Heiligen Schriften hätten genauer gekennzeichnet werden können.
"Israel hören" bietet Interessierten einen guten Einstieg in die israelische Kulturgeschichte und vor allem zahlreiche Anknüpfungspunkte für weitere Nachforschungen.
(ed)
Das erste deutschsprachige Israel-Hörbuch auf CD.
Eine klingende Reise durch die Kulturgeschichte des Heiligen Landes von den biblischen Anfängen bis in die Gegenwart - mit zahlreichen Musikbeispielen.
Schirmherrschaft und Grußwort
Sehr geehrte Damen und Herren!
Nach der endgültigen Zerstörung des jüdischen Staates durch die Römer im Jahre
70 u.Z. setzte die Zerstreuung der Juden über Vorderasien, Nordafrika und den
Mittelmeerraum ein. Fortan einte die Sehnsucht nach Jerusalem, nach Zion und die
Idee der Heimkehr und Wiedererrichtung eines jüdischen Staates die Juden in der
Diaspora, sie hielten sie in ihren Gebeten und Gesängen lebendig.
Das Hebräische war nun nicht mehr Alltagssprache. Es war die Sprache des
Gottesdienstes, doch nicht nur. In ihr wurde die Mischna (Lehre) abgefasst, die die
Religionsgesetze neu festlegte. Aus der Verbindung von Mischna und Gemara ging
der Babylonische Talmud hervor. Im 11. Jahrhundert verlagerte sich das jüdische
Geistesleben nach Spanien, wo zahlreiche Schriften entstanden. Ein wichtiges Ziel
der Haskala, der jüdischen Aufklärung, bestand darin, das Hebräische als moderne,
weltliche Sprache zu etablieren. Die Juden sollten die Grenzen des Ghettos
überwinden.
Die Wiederbelebung der hebräischen Sprache, zum einen als gesprochene Sprache
und zum anderen als Literatursprache ist eine der größten Errungenschaften des
Zionismus; sie hat entscheidend zur Identitätsfindung der Juden beigetragen. In dem
historisch kurzen Zeitraum eines Jahrhunderts trafen in Israel Bevölkerungsgruppen
aus unterschiedlichen Kulturen zusammen und brachten ihr jeweiliges Erbe aus der
Diaspora mit. Diese ethnische Vielfalt ist bis heute erhalten.
In der israelischen Kunst spiegeln sich sowohl die biblischen Wurzeln der Kultur
wider als auch der Einfluss der Kriege, der Krisen und der Hoffnung auf Frieden.
Zudem macht sie das Verlangen der Israelis nach einer eigenen kulturellen Heimat
und einer israelischen Identität deutlich. Weltoffen und dynamisch war die israelische
Kultur immer. Sie reflektiert eine Gesellschaft, die gelernt hat, mit politischen
Umbrüchen zu leben und die sich die Frage nach der nationalen und persönlichen
Identität stets aufs Neue stellt.
Ich wünsche allen Hörerinnen und Hörern eine interessante Reise durch die
Kulturgeschichte Israels.
Shimon Stein, Botschafter Israels in Berlin a.D.