Abgründe

Es ist noch gar nicht lange her, da machte Island durch einen Wirtschaftsboom von sich reden. Arnaldur Indriðasons "Abgründe" spielt in diesen glänzenden Zeiten vor dem bösen Erwachen. Ein wenig länger ist es schon her, da umgab Kommissare, die ihr Privatleben nicht in den Griff bekamen, noch ein Hauch von Neo-Noir. Mittlerweile gehört das längst zum Standardrepertoire eines Krimis. Insofern ist auch Indriðasons ruppiger Antiheld Erlendur Sveinsson kaum mehr als eine austauschbare Klischeefigur.

Im zehnten Teil der Krimiserie bekommt es der Kommissar von der Kripo Reykjavík gleich mit zwei - natürlich nur scheinbar getrennten - Fällen zu tun. Ein Banker, der von einer Klippe in den Tod stürzt, und eine Frau, die totgeschlagen wurde, nachdem sie Swingerpaare mit pikanten Aufnahmen erpresste. Darunter auch Freunde Sveinssons. Die Welt ist klein in Krimis. Auch das nichts Neues.

Mit sicherer Hand und ohne Experimente entfaltet Indriðason einen weitverzweigten, packenden Plot, den Schauspieler Walter Kreye temporeich und lebendig vorträgt. Er liest nicht nur, er spielt die Figuren, ohne zu überziehen, aber auch ohne ihnen seinen Stempel aufzudrücken.

(smv)

Island 2005: Die Wirtschaft boomt, ehrgeizige junge Unternehmer machen durch clevere Finanzgeschäfte weltweit von sich reden. Ganz Island bewundert seine „Expansionswikinger“. In dieser Zeit kommt ein Banker durch einen Sturz von einer Klippe ums Leben. Ein Unfall? Kurz darauf wird eine junge Frau von einem Schuldeneintreiber zu Tode geprügelt. Beide Fälle scheinen zunächst nichts miteinander zu tun zu haben, sie haben jedoch eine Gemeinsamkeit: Bei beiden Todesfällen spielte viel Geld eine Rolle ...