Marlow

Wer bei Gereon Rath als Erstes an eine rauschhaft goldene, sinnlich dampfende Fernsehserie denkt, dürfte eine Weile brauchen, ehe er sich mit Raths siebtem Fall "Marlow" angefreundet hat. Denn während "Der nasse Fisch", die Vorlage für "Babylon Berlin", in den Roaring Twenties angesiedelt war, schreibt man nun den Spätsommer 1935. Die Nazis sind an der Macht, die Party ist vorbei. Kutschers getragener, akkurater Stil hat wenig vom quirligen Flair der Serie. Und David Nathan klingt, wie das Cover aussieht: düster und freudlos. Aber hat man sich einmal darauf eingelassen, packt einen das Hörbuch dennoch. Als Krimi, der mit einem Verkehrsunfall beginnt und über Hermann Göring zum Gangsterboss Marlow führt, der als SS-Gruppenführer Karriere macht. Als Familiendrama, in dem Raths Pflegesohn Fritz sich in die HJ einreiht, während Raths Frau Charly sich als Anwaltsgehilfin und Privatdetektivin über Wasser hält und einmal mehr mit dem Tod ihrer Vaters konfrontiert wird. Und nicht zuletzt als Zeitgemälde. David Nathan, der in den Dialogen eine beeindruckende, fein nuancierte Bandbreite an den Tag legt, liest das so rau, so beängstigend, wie es sich wohl anhören muss.

(smv)

Berlin, Spätsommer 1935. In der Familie Rath geht jeder seiner Wege. Pflegesohn Fritz marschiert mit der HJ zum Nürnberger Reichsparteitag, Charly schlägt sich als Anwaltsgehilfin und Privatdetektivin durch, während sich Gereon Rath, mittlerweile zum Oberkommissar befördert, mit den Todesfällen befassen muss, die sonst niemand haben will. Ein tödlicher Verkehrsunfall weckt seinen Jagdinstinkt, obwohl seine Vorgesetzten ihm den Fall entziehen und ihn in eine andere Abteilung versetzen.