Nichts als Erlösung

Was tun, wenn eine Interpretation der sehr guten Buchvorlage nicht gerecht wird? Weiterhören, weil die Geschichte fesselt oder die Stopp-Taste drücken?

Weiterhören, denn der fünfte Fall um die Ermittlerin Judith Krieger verbindet einen spannenden Plot gekonnt mit gesellschaftlich brisanten Themen: Ein brutaler Mord in der Kölner Altstadt führt die Polizei zu einem Kinderheim mit NS-Vergangenheit. Die Erziehungsideale der Nazizeit leben hier bis in die 1960er Jahre fort, wie in zahlreichen Heimen der Nachkriegszeit. Von den Folgen für die Betroffenen erzählt Autorin Gisa Klönne einfühlsam, ohne dass darunter die Spannung leidet. Durch verschiedene Perspektiven – die der Ermittlerin, eines Boulevard-Journalisten und die des Täters – wächst das Gefühl, auf einen dunklen Höhepunkt zuzusteuern.

Zu der vielschichtigen Handlung findet Sprecherin Karen Schulz-Vobach leider keinen rechten Zugang. Ihre Stimme irrlichtert am Text entlang und betont übertrieben, wo eine zurückhaltende Interpretation passender wäre. Das stört den Handlungsfluss und lässt die fast neunstündige Lesung am Ende zu lang erscheinen.

(akm)

Wo wir nicht hinsehen, gedeiht das Böse: Ein Toter ohne Gesicht mitten in der Kölner Altstadt. Die Ermittlungen führen Hauptkommissarin Judith Krieger in die Vergangenheit. Zu einer Familientragödie. Und zu einem Kinderheim, dessen Wurzeln bis in die NS-Zeit reichen. Ist der Täter ein ehemaliges Heimkind? Ist Rache sein Motiv? Schon bald fordert er Judith Krieger zu einem perfiden Wettkampf heraus. Ein eindringlicher und rasant erzählter Kriminalroman über ein lange verschwiegenes Kapitel der deutschen Geschichte.