Strafe
THRILLER UND KRIMIS
Gelesen von Ferdinand von Schirach
Informationen: ungekürzte Lesung, 262 Minuten, 4 CDs, 18 €
Verlag: Der Hörverlag
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Rezension
Dass man in kurzen Geschichten nur wenig erzählen könne, mit diesem Vorurteil räumt Ferdinand von Schirach in "Strafe" einmal mehr eindrucksvoll auf. Gleich in der ersten seiner zwölf Erzählungen faltet er ein ganzes Leben auf, bis zu jenem Punkt, an dem das zehrende Schicksal der Protagonistin sich mit demjenigen einer anderen Frau kreuzt, über deren Ehemann sie als Schöffin zu Gericht sitzen soll. Die Geschichte endet abrupt und mit einer Wendung, die wohl pathetisch geraten wäre, hätte sie von Schirachs feinsinniger Erzählstil nicht dagegen immunisiert. Der juristische Hintergrund ist fachlich fundiert gestaltet, bei einem schreibenden Strafverteidiger eine Selbstverständlichkeit. Der Autor trägt seine Erzählungen selbst vor. Eine Ausbildung als Sprecher ersetzt das nicht. Von Schirach besitzt eine angenehme Lesestimme. Mit seinem ruhigen, melancholischen Vortrag gelingt es ihm, über weite Strecken eine fast hypnotisch fesselnde Atmosphäre zu erzeugen. Immer wieder aber stolpert er über seine eigenen Worte. Dann verrutschen ihm die Betonungen, das Melancholische wirkt auf einmal träge. Und was lakonisch gemeint war, klingt abgehackt und aufgesagt. Zum Glück wird's danach meist schnell wieder besser.
(smv)