Trümmerkind
THRILLER UND KRIMIS
Gelesen von Vera Teltz
Informationen: ungekürzte Lesung, 464 Minuten, 6 CDs, 12.95 €
Verlag: Argon Verlag
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Rezension
Die beißende Kälte begleitet Hanno bei jedem Schritt durch das zerbombte Hamburg im Winter 1947. Zusammen mit seiner kleinen Schwester sucht er nach allem, was sich irgendwie verwerten lässt, vor allem aber: Brennholz. In einem Keller entdeckt er ein Regal und dahinter etwas Marmorfarbenes. Eine nackte, tote Frau, keine Leiche wie die vielen, die er mit 14 schon gesehen hat. Diese ist "anders tot". Hanno und seine Schwester Wiebke sind Fiktion, genau wie der kleine Junge, auf den sie unweit der Leiche stoßen und den ihre Eltern als Findelkind bei sich aufnehmen. Die Tote aber war real. Borrmann verarbeitet eine Mordserie, der 1947 zwei Frauen, ein Mann und ein kleines Mädchen zum Opfer fielen. Sie alle wurden nackt und erdrosselt aufgefunden, die Täter nie gefasst. Verteilt auf drei Zeitebenen (1945, 1947 und 1992) und in einer schönen, geradlinigen Sprache entfaltet Borrmann das Schicksal zweier Familien, die durch jene Morde miteinander verbunden sind. Vera Teltz ist mit ihrer ausdruckstark oszillierenden Stimme im Nachkriegs- und Nachwendedeutschland gleichermaßen zu Hause. Sie klingt melancholisch, sanft, aber auch unwirsch, verächtlich, deprimierend, wenn es sein muss.
(smv)