Barbara Schöneberger
Nervt die Schublade mit dem „blonden Gift“?
Mit „Blondes Gift“ in Verbindung gebracht zu werden, ist eigentlich ganz gut. Leider greifen die Leute nur nach dem Offensichtlichen. Ich habe mir abgeschminkt, immer zu erwarten, dass die Deutschen mich als vielschichtige Persönlichkeit wahrnehmen und neben der Dreidimensionalität meines Körpers auch die meines Charakters sehen.
Aber an der Wahrnehmung sind doch auch die teils nervigen Comedy- und Chart-Shows schuld, in denen Du auftrittst …
Sicher. Aber es gibt unterschiedliche Menschen in Deutschland. Fünf Prozent – zu denen gehören wir – finden einige dieser besagten Sendungen total doof. Die anderen 95 Prozent finden sie super. Leider habe ich mir gerade ein Haus an der Elbe gekauft und brauche einen gewissen kommerziellen Erfolg. Mein Hauptgeschäft sind gut bezahlte Gala-Moderationen, die ausschließlich von der Popularität meiner Person abhängen. Allerdings habe ich mich nach keiner dieser Sendungen gegeißelt – und „Genial daneben“ gehört zu meinen Lieblingssendungen.
Auch die „Barbara Schöneberger“-Show im ZDF vor fünf Jahren?
Nein, die fand ich ganz schrecklich.
Und warum hast Du Sie gemacht?
Das Leben wird vorwärts gelebt und rückwärts verstanden, mein Lieber. „Blondes Gift“ dagegen fand ich gut. Das war wirklich authentisches „Wir-machen-hier-mal-was-und-wissen-nicht was-hinterher-dabei-raus-kommt“-Fernsehen. Die „Schöneberger Show“ war eine an mir und am Zuschauer vorbei entworfene Sendung. Seitdem weiß ich, dass ich keine große Samstagabend-Show machen muss.
Also Mut zur Nische, wie Jörg Thadeusz?
Ganz genau. Schau Dir doch mal an, wer sich im Hauptabendprogramm tummelt. Etwa Jörg Pilawa – der ist total nett, tut aber keinem weh. Ich betrachte es als Gütesiegel, nicht die Allzweckwaffe zu sein, die den runden Geburtstag von Udo Jürgens, 80 Jahre Blacky Fuchsberger und den „Hallo Deutschland“-Test moderiert. Gott sei Dank, dass so einer wie Jörg Thadeusz nicht am Samstagabend moderiert. „Große Unterhaltung“ heißt oft „langweilig“. Wehe, man macht schon bei der Generalprobe einen flotten Spruch …
Und deswegen machst Du bald auf der Bühne Dein eigenes Ding – als Sängerin?
Ich habe schon als Kind viel gesungen, fand aber, dass Singen etwas für Verlierer ist. Der Meinung war ich auch noch, als Andreas Türck seine CD herausbrachte. Grundsätzlich bin ich dagegen, dass Moderatoren singen – aber in meinem Fall ergibt es einfach Sinn (sie lacht). Ich habe Musikkompetenz, schließlich war mein Vater Soloklarinettist. Also trete ich im
September mit dem Berlin Pops Orchester in sechs Städten auf. Ich singe Pop-Perlen aus den 20er bis zu den 70er Jahren, trage glamouröse Kleider – und alles, was ich sage, darf ich selbst bestimmen.