H.G. Francis
Commander Francis
Während der eine Millionen von Lichtjahren überwindet, hat der andere die Vorlage zu Millionen verkaufter Hörspiele geschrieben: hörBücher sprach mit H.G. Francis, dem Autor zahlreicher Kult- Hörspiele, über seine berühmte Science-Fiction-Serie „Commander Perkins“.
Commander Perkins ist Kult. Ob als Buch oder Hörspiel – viele Jugendliche haben mit ihren Augen oder Ohren die intergalaktischen Reisen des Randy Perkins und seines impulsiven Freundes Major Hoffmann in den siebziger und achtziger Jahren verschlungen. „Commander Perkins war nach vielen, vielen Jahren die erste Science-Fiction-Serie, die auf Kinder und Jugendliche zugeschnitten war“, erklärt sich H.G. Francis diesen Erfolg. Und vor allem: „Meine Idee mit dem Dimensionsbrecher war etwas völlig anderes“, so Francis weiter. Vorher seien Raumfahrer immer mit Raumschiffen aufgebrochen und hätten lange Strecken im All hinter sich bringen müssen, bis sie am Ort der Handlung ankamen. Mit dem Dimensionsbrecher aber war es Perkins und Hoffmann möglich, den Raum sofort zu überwinden, und H.G. Francis konnte gleich mit der Schilderung ihrer Abenteuer auf einem fernen Planeten beginnen. Noch heute wird Francis immer wieder von Leuten angesprochen, die ihm sagen, dass „Commander Perkins“ ihr Einstieg ins Science-Fiction- Genre war. Interessant dabei: Weder die Hörspielserie von EUROPA (ab 1976) noch die Buchserie im Schneider-Verlag wurde abgeschlossen, mitten in einem Zyklus reißen sie ab. Ebenfalls interessant: Die Handlungen in den Büchern unterscheiden sich von denen der Hörspiele, die Figuren aber sind im wesentlichen die Gleichen. Erst 2002 begann MARITIM mit der Vertonung der Buchreihe.
Der Grund für die Einstellung der Serie waren sowohl beim Buch wie beim Hörspiel sinkende Verkaufszahlen. „Ich habe wirklich nicht verstanden, weshalb die Kaufl eute in den Verlagen eine so dumme Entscheidung getroffen haben“, sagt Francis. Er habe „mit einem tränenden Auge Abschied von dieser Serie genommen, weil ich sie wirklich einmalig und für gelungen gehalten habe“. Aber bei sinkenden Zahlen siebte der Vertrieb gnadenlos aus. „Der Handel hat ja nur eine begrenzte Verkaufsfläche für Hörspiele zur Verfügung gestellt. Ein Kaufmann nimmt die Serie raus, um Platz für eine andere zu schaffen, die sich besser verkauft“, erklärt Francis Commander Perkins’ Serien-Tod. Oft werde eben das rausgeschmissen, was sich am hohem Niveau am schlechtesten verkauft, spielt Francis auf die damalige Konkurrenz durch „Die drei ???“ und „TKKG“ an. Exposés für weitere Folgen hatte Francis bereits verfasst. „Die habe ich aber später entsorgt, weil ich andere Geschichten geschrieben habe“, meint er lakonisch. Hier mögen dem einen oder anderen Fan die Augen tränen ...
Die Zeiten seien eben andere gewesen, befindet der Erfolgsautor. „Damals gingen die Bücher von Commander Perkins mit einer Aufl age von 60.000 Exemplaren pro Band an den Start“, erzählt Francis. „Wenn Sie heute nur 10.000 Bücher auf Anhieb verkaufen, dann stehen die Mitarbeiter im Verlag auf und bieten Ihnen einen Kaffee an.“ Die Verkaufszahlen von Jugendbüchern und Hörspielserien in den siebziger Jahren sind mittlerweile in der Branche fast ebenso Kult wie die Serien bei ihren nun mehr erwachsenen Lesern und Hörern. Es waren goldene Zeiten für EUROPA. Es regnete Goldene Schallplatten für die von H.G. Francis verfassten Hörspiele: 120 Goldene und sechs Platin-Schallplatten nennt er sein Eigen. „Platin gab es zu der Zeit erst ab 500.000 verkauften Tonträgern. Heute kriegen Sie Platin ja schon für 100.000 verkaufte Exemplare“, rückt er die Verhältnisse zurecht. Goldene Zeiten eben, aber mit dem Aufkommen der Video- und Computerspiele ging der Verkauf dramatisch zurück.
Francis hat über die Jahre mehr als 600 Hörspiele geschrieben, von denen 230 auch heute noch auf dem Markt sind. Für sein Lebenswerk wurde er in diesem Jahr mit dem „Ohrkanus“ geehrt. „Die Drei ???“, „TKKG“, „Perry Rhodan“, die legendäre Grusel-Serie, „Fünf Freunde“, „Masters of the Universe“ und, und, und – H.G. Francis hat für sie alle die Skripte verfasst. Besonderen Spaß hatte er beim Schreiben der Grusel-Serie. „Ich habe an der Schreibmaschine teilweise Tränen gelacht“, erzählt er. Für besonders gelungen aber hält er die „Masters of the Universe“, die er unmittelbar im Anschluss an Commander Perkins begonnen hat: „Die Firma Martell wollte mit dem Hörspiel ihre Spielzeugfi guren vermarkten. Die haben mir nur die Puppen gegeben und gesagt, mach’ daraus mal eine Geschichte.“ Und das hat Francis getan, wie immer mit großem (Verkaufs-)Erfolg.
Die ersten drei Hörspiele, die H.G. Francis überhaupt verfasst hat, waren die Kung-Fu- Hörspiele von EUROPA. Ein Freund, Hans Möller, der die für EUROPA die Cover malte, sprach ihn an, ob er sich nicht vorstellen könnte, Hörspiele zu schreiben. „Die suchen einen“, sagte Möller, und in Francis fanden sie ihn. 1974 begann er, für Regisseurin Heikedine Körting die Skripte zu verfassen. Francis’ Auftrag lautete, ein Kung-Fu-Hörspiel zu schreiben, das sich an der zu jener Zeit mit David Carradine laufenden Fernsehserie orientierte, „ganz nah dran, aber haarscharf vorbei“. Schon bevor Francis sich als Hörspiel-Autor einen Namen machte, kannte man ihn in der Science-Fiction- Szene: 1962 schrieb er, der schon als Kind „Zukunftsromane“ verschlungen hatte, seinen ersten Roman „Die fünf Oligos“. 1970 stieg er als Autor bei „Perry Rhodan“ ein, Deutschlands erfolgreichster Science-Fiction-Serie. Der Verleger Pabel war es auch, der H.G. Francis sein Pseudonym verschaffte. Eigentlich hatte Francis unter seinem richtigen Familiennamen veröffentlichen wollen, Franciskowsky nämlich. „Aber der alte Pabel sagte nur, um Gottes willen, dann denken die Leser, du bist Pole, wir können aber nur englische und amerikanische Autoren verkaufen, ab heute heißt du H.G. Francis. Und dabei ist es geblieben“, erzählt Francis schmunzelnd und bekennt: „Also, für mich selbst bin ich auch nur H.G. Francis.“ Für uns übrigens auch ...