Das Making-of (mit Videos)

Jens Wawrczeck ist „Der Mieter“

Frankfurter Buchmesse, 11. Oktober 2012, Paschener Literatursalon. Da sitzt die Stimme des Drei-Fragezeichen-Detektivs Peter Shaw im grauen Anzug samt Krawatte, die rechte Gesichtshälfte sexy geschminkt und erzählt von der Verwandlung eines jungen Franzosen zur Frau. Es war Jens Wawrczecks „buntes“ Finale des Schaffensprozesses seines neuen Hörbuchs „Der Mieter“, den BÜCHER exklusiv begleiten durfte.

Mit dem Projekt „Der Mieter“ erfüllte sich Jens Wawrczeck einen echten Herzenswunsch, da die dramatische Novelle von Roland Topor schon lange ganz oben auf der Liste seiner Wunschtitel stand. Bereits im Jahr 1976 hatte der Hamburger Schauspieler und Synchronsprecher die Verfilmung von Roman Polanski im Kino gesehen und war von der Geschichte fasziniert. „Begeistert hat mich der pechschwarze Humor, mit dem Topor diese Fallstudie serviert“, erklärt der Gründer des Hörbuchlabels Edition Audoba im BÜCHER-Interview. Und so wurde „Der Mieter“ die neunte Produktion von Wawrczecks Label, deren Produktion im Herbst 2012 begann. Binnen drei Tagen sprach der Hamburger Schauspieler und Synchronsprecher die Roman-Vorlage von Roland Topor im Ton-Studio „fx:one“ von Kay Poppe in Hamburg-Ottensen ein.

Nachbarn und Paranoia

„Der Mieter“ erzählt die Geschichte des schüchternen Bankangestellten Trelkovsky, der eine heruntergekommene Wohnung in Paris bezieht. Nicht nur, dass sich seine Vormieterin Simone Choule aus unerklärlichen Gründen aus dem Fenster gestürzt hat, das Haus und insbesondere seine Nachbarn verhalten sich ihm gegenüber misstraurisch und feindselig. Trelkovsky beginnt zu glauben, dass seine Nachbarn ihn in Simone Choule verwandeln und ebenfalls in den Tod treiben wollen. Trotz aller Bemühungen, sich durch eine Art gesellschaftliche Nichtexistenz der Kritik seiner Nachbarn zu entziehen, sieht er sich immer größeren Bedrohungen ausgesetzt. Verzweifelt versucht er seine Gegner mit ihren eigenen Waffen zu schlagen…

 

La Ballade de Simone Choule

Die Produktionen des Hörbuchlabels Edition Audoba tragen immer den Verweis „Jens Wawrczeck spricht und singt“. Auch das Hörbuch „Der Mieter“ endet mit einem Bonustrack. Jens Wawrczeck konnte die französischen Punkladys Les Punaises für das musikalische Finale gewinnen. Weil keine der Coverversionen, die ihm in den Sinn kamen, so recht passte, komponierten die drei Damen kurzerhand den für Wawrczeck „perfekten Song“: „La Ballade de Simone Choule“. Die Stimmung aus den Wahnvorstellungen, mit gleichzeitig komischen Einschüben, wolle das Trio in der Musik und im Text wiedergeben, erklärte die Schlagzeugerin Docteur Mareike. Und auch musikalisch harmonierten die Punkladys mit facettenreichen bei den Aufnahmen Anfang Oktober 2012 im „Haus of Love“ in Hamburg, wie Jens Wawrczeck sagt: „Ich konnte und wollte ja nicht über Nacht zum Punksänger werden und da haben wir uns während der Proben angenähert und sind jetzt sehr stolz auf unser Baby.“

Mastering, Art-Work, Buchmesse als Finale

Während Tonmeister und Sound-Designer Kay Poppe das finale Hörbuch mit den Sprachaufnahmen und der von Henrik Albrecht komponierten Zwischenmusik masterte, arbeitete ebenfalls in Hamburg das Team des Verlags Vitaphon um Susanne Kramer das Art-Work aus des Digipack und Booklets aus. Jens Wawrczeck bereitete sich derweil schon auf das Finale des Schaffensprozesses vor. Auf der Frankfurter Buchmesse würde er sich halb als Trelkovsky, halb als Simone Choule vor Publikum präsentieren. Und so zeigte der Schauspieler eine weitere seiner Facetten: halbseitig geschminkt, mit Make-up und einem schweren Strassohring. „In dem Moment war ich in einem Schutzraum und bereits mitten in der Mieterwelt des Romans – ich denke in solchen Momenten gar nicht darüber nach, ob das mutig oder peinlich ist. Ich fand das noch relativ dezent und hätte ja auch im Kleid dasitzen können (lacht).“

Weitere Informationen zu „Der Mieter“ unter www.edition-audoba.de