Dort dort
ERZÄHLUNGEN UND ROMANE
Informationen: , 22 €
Verlag: Hanser Berlin
Rezension
Wenn es dort kein dort mehr gibt, wie entkommt die Identität dann dem kollektiven Trauma? Zwölf Menschen werden am Anfang vorgestellt mit Name und Herkunft. Sie alle sind Native Americans und leben im Oakland des 21. Jahrhunderts. Tommy Orange, selbst Mitglied der Cheyenne and Arapaho Tribes, ist ein tollkühner Erzähler. Er wirft uns hinein in rasant geschnittene Momentaufnahmen dieser allesamt versehrten Menschen und schafft es doch, jede Figur mit einem ganz eigenen Sound zu versehen. Da ist der 21-jährige Tony, der sein angeborenes fetales Alkoholsyndrom Drome nennt und für Octavio mit Drogen dealt. Opal, die für ihre Schwester Jacquie Red Feather deren drei Enkel aufzieht. Davon der 14-jährige Orvil, der den Tanz seiner Vorfahren mit YouTube trainiert. Dene, der in seinem ersten Dokumentarfilmprojekt die Geschichten von Native Americans aus Oakland aufzeichnet. Blue, die das Powwow-Komitee leitet, unterstützt vom jungen Edwin, der seinen indianischen Vater sucht. „Bleiben“, „Heimkehren“, „Zurückfordern“ heißen die drei Buchteile, die alle auf das große Finale, den Big Oakland Powwow hinführen. Hier fließen ihre löchrigen und kaputten Lebensläufe zusammen, doch nicht alle kommen wie Dene oder Orvil, um die Traditionen ihrer Vorfahren zu feiern.
(ts)