Wie ist es, eine elektronische Fußfessel zu tragen? Frei, sicher und unterhaltsam – wenn die Fessel nur richtig ausgestattet ist. In Benjamin Steins Roman „Replay“ gibt ein Implantat Erlebtes perfekt wieder. Ein beliebtes Sexspielzeug, das auch persönliche Sicherheit vermittelt – denn die „Firma“ weiß, wer wann wo ist. Nur eine Minderheit sperrt sich und wird, scheinbar unbeabsichtigt, ausgegrenzt, die Konsequenz ihres fehlenden Zugangs zur „wichtigsten Kulturtechnik“. Die oberflächlich als erotische Novelle getarnte Streitschrift warnt davor, uns mit einem „gefällt mir“-Button freiwillig nach „1984“ zu klicken. Eine Warnung, die etwas subtiler besser angekommen wäre.
(jd)
Als Ed Rosen in der Morgendämmerung erwacht und mit den Zehen wackelt, steht eines fest: der Huf, der am Fußende aus seinem Bett ragt, ist auf keinen Fall seiner. Aber da. Wie soll er sich das erklären?
Rosen, ein Software-Experte, war Mitentwickler und erster Träger des UniCom, eines Kommunikationsmittels, das als Implantat weit mehr kann als ein Smartphone – es protokolliert die Sinneswahrnehmungen seines Besitzers und macht das, was wir Realität nennen, in "Replays" unendlich wiederhol- und veränderbar: vor allem eine erotische Verlockung. Und es macht den Träger total kontrollierbar. Rosens Chef Matana und seine Firma treten einen weltweiten Siegeszug mit diesem Gerät an und nur ein paar ewiggestrige Störenfriede mahnen. Bis sich unerwartet Widerstand gegen das digitale Arkadien regt, der vielleicht auch den Huf erklärt?
In Benjamin Steins neuem, glänzend geschriebenen und spannenden Roman geht es um Körper und Kontrolle, Erotik, Macht und Geheimnis und die Tyrannei totaler Transparenz.